Digitalisierung: Warum es die Produktivität nicht steigert, wenn Mitarbeiter ständig erreichbar sind

“Always on” – die ständige Erreichbarkeit in der digitalisierten Arbeitswelt – ist nicht der beste Weg zur Ideenfindung. Eine Studie weist nach, dass die Kombination aus Zusammenarbeit und individuellen Kreativprozessen tendenziell zur besten Lösung führt.

Digitalisierung: Warum es die Produktivität nicht steigert, wenn Mitarbeiter ständig erreichbar sind

Unsere digitalen Gadgets sorgen dafür, dass wir rund um die Uhr online sind. Manchen ist das recht, und von vielen erwarten die Arbeitgeber mehr oder weniger ständige Erreichbarkeit. Aber geht damit auch eine Steigerung der Produktivität einher?

Eine Studie der Harvard Business School wollte das herausfinden und stellte Arbeitsgruppen mit jeweils drei Personen zusammen, die komplizierte Aufgaben zu lösen hatten. Die Personen einer Gruppe versuchten sich isoliert voneinander an den gestellten Tasks, eine andere Gruppe war ständig miteinander online in Kontakt, und eine dritte tauschte sich nur fallweise aus.

Die bisherige Forschung ging davon aus, dass der individuelle Lösungsweg der produktivste sei, da am meisten unterschiedliche Ansätze dabei entstehen:

[…] they expected the isolated individuals to produce a few fantastic solutions but, as a group, a low average quality of solution due to the variation. That proved to be the case.

Gruppenmitglieder, die sich ständig miteinander austauschen, würden zwar ein Ergebnis mit höherer Durchschnittsqualität zustande bringen, aber nicht unbedingt die beste Lösung.

Wie sich bei der neuen Versuchsanordnung herausstellte, war die beste Form der Zusammenarbeit aber die intermittierende. Die durchschnittliche Qualität der Lösung war ähnlich hoch wie bei der Gruppe mit den sich ständig in Austausch befindlichen Mitgliedern. Die Streuung der Ansätze war aber deutlich höher, so dass man bessere Lösungen finden konnte.

Wenn die Besseren von den Schwächeren lernen

Warum ist das so? Im Falle eines intermittierenden Austausches lernen die stärker Leistungsfähigen von den weniger produktiven Gruppenmitgliedern und werden dabei noch besser, so eine der Interpretationen. Sind die Personen ständig in Kontakt miteinander, kopieren die Mitläufer einfach die Ideen der anderen. Müssen sie sich aber alleine etwas einfallen lassen, können die High-Performer ihre Ideen weiterspinnen.

Studienautor Ethan Bernstein und seine Kollegen plädieren dafür, die „always on“-Politik in manchen Unternehmen zu reduzieren und Pausen im kreativen Prozess einzulegen:

They warn that the march toward always-on technology — and more and more digital collaboration tools — should not disturb intermittent isolation, lest it keep groups from achieving their best collective solutions to complex problems.

Quelle: HBS Communications, Problem-solving techniques take on new twist, news.harvard.edu, August 15, 2018