Warum unsere Risikobereitschaft ziemlich stabil bleibt

Laut einer aktuellen Untersuchung steht ein systematisches Muster hinter hinter der menschlichen Bereitschaft zum Risiko. Allerdings konnte bisher kein standardisierter Test dafür entwickelt werden.

Warum unsere Risikobereitschaft ziemlich stabil bleibt

Was steckt hinter unserer Risikobereitschaft? Am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung wurde der menschliche Hang zu beziehungsweise die Abneigung gegen das Risiko genauer unter die Lupe genommen.

Für die Untersuchung mussten 1.507 junge Erwachsene innerhalb eines Tages 39 Tests absolvieren. Für die Messung der Stabilität des in der ersten Runde errechneten Risiko-Faktors wiederholten 109 dieser Probanden die Tests nach einem halben Jahr.

Es zeigt sich, dass dahinter ein ähnliches psychometrisches Muster steht wie bei psychologischen Persönlichkeitsmerkmalen. Das heisst, so Studienleiter Renato Frey, dass

man in verschiedenen Lebensbereichen zwar unterschiedlich risikobereit sein kann, doch dass ein allgemeiner Faktor immer mitwirkt.

Dieser individuelle Faktor der Risikobereitschaft verhielt sich im Laufe der Untersuchung stabil – ein weiterer Hinweis, der für diesen Faktor spricht.

Was die diversen Untersuchungen, welche von Selbstauskünften über hypothetische Risikoszenarien, experimentelle Verhaltenstests mit finanziellen Anreizen sowie Angaben zu risikoreichem Verhalten im Alltag reichten, ebenfalls zeigten: Die Menschen gingen in deren Beantwortung sehr unterschiedlich vor.

Jeder auf seine Weise

Der Umgang mit hypothetischen Risikoszenarien und die Angaben zu risikoreichem Verhalten im Alltag ergaben eine ähnliches Ergebnis zur Risikobereitschaft einer Person. Für die Beantwortung aller anderen Test verwendeten die Befragten aber dermassen unterschiedliche Entscheidungsstrategien, dass sich zeigte: Anders als bei einem IQ-Test kann es keinen einheitlichen Test auf Risikobereitschaft geben.

Ralph Hertwig, Direktor des Forschungsbereichs „Adaptive Rationalität“ am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, kommentiert:

Unsere Arbeiten sind ein Weckruf, die verschiedenen Messtraditionen zu hinterfragen und insbesondere besser zu verstehen, was genau die Verhaltenstests eigentlich messen. Sie scheinen jedenfalls keine situationenübergreifende Risikopräferenz zu erfassen. Die Entdeckung des allgemeinen Faktors der Risikobereitschaft – basierend auf Urteilen über sich selbst sowie Angaben zu risikoreichem Verhalten im Alltag – deutet allerdings darauf hin, dass Risikobereitschaft ein eigenständiger Teil unserer Persönlichkeit ist.

Quelle: Kerstin Skork, Risikobereitschaft ist ein relativ stabiles Persönlichkeitsmerkmal, Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, 30.10.2017