Warum blindes Vertrauen in die Meinung von Ärzten nicht immer gesund ist

Patienten sollen neben der Meinung ihres Arztes zusätzlich evidenzbasierte Informationen studieren, so das Ergebnis einer Studie. In der Früherkennung fehle es manchen Medizinern an Kompetenz beim Einschätzen von Risiken.

Warum blindes Vertrauen in die Meinung von Ärzten nicht immer gesund ist

Ärzte mögen zwar für manche Götter in Weiss sein, aber unter ihren Kitteln stecken immer noch Menschen. Und Menschen können irren.

Patienten sollten sich daher nicht nur auf die ärztliche Meinung verlassen, sondern auch evidenzbasierte Informationen zu Rate ziehen. Das unterstreicht eine Studie des Harding-Zentrums für Risikokompetenz am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung.

Beispiel Krebsfrüherkennung: Untersuchungen weisen darauf hin, dass manche Mediziner nichts mit der medizinischen Evidenz von Frühuntersuchungen anfangen können und ihre Patienten entsprechend falsch beraten.

Die aktuelle Studie will herausfinden, welchen Einfluss evidenzbasierte im Vergleich zu nicht evidenzbasierten Patienteninformationen zur Krebsfrüherkennung auf die Entscheidung für oder gegen diese Untersuchung haben, wenn diese im Widerspruch zum ärztlichen Rat stehen. 897 Personen wurde im Rahmen von persönlichen Interviews entweder evidenzbasiertes oder nicht evidenzbasiertes Material über die Krebsfrüherkennung vorgelegt. Ausserdem wurden unterschiedliche Informationen darüber gegeben, ob die jeweiligen Untersuchungskosten von der Kasse oder privat zu tragen sind.

Nach evidenzbasierten Unterlagen: Die Entscheidung steht

Danach sollten sich die Probanden entscheiden, ob sie sich für die angebotene Früherkennungs-Option entscheiden würden. Daraufhin wurde ihnen gesagt, wie die nicht-evidenzbasierte Empfehlung eines fiktiven Arztes aussehen würde. Wie fiel die Entscheidung der Menschen nach diesem Prozedere aus?

Etwa ein Drittel der Befragten, die vorab nicht evidenzbasierte Patienteninformationen erhalten hatten, revidierten ihre ursprüngliche Entscheidung zugunsten der nicht evidenzbasierten Arztempfehlung, wenn diese im Widerspruch zu der Empfehlung stand. Diejenigen, die vorab evidenzbasierte Patienteninformationen erhielten, liessen sich nicht so leicht beeinflussen: Lediglich 16 Prozent – nur noch etwa halb so viele wie diejenigen, die nicht gut informiert wurden – änderten ihre Entscheidung.

Keine Bedeutung auf den Einfluss des ärztlichen Rates hatte die Information, ob die Kosten der Früherkennung privat oder von der Kasse beglichen würden.

Mit diesen Ergebnissen möchten die Autoren nicht die vertrauensvolle Beziehung zwischen Arzt und Patient in Frage stellen, sie pochen aber auf stärkeren Einsatz von evidenzbasierten Entscheidungsgrundlagen. Dazu “bedarf es der verstärkten Integration von statistischer Risikokompetenz in die medizinische Aus- und Weiterbildung”, so die Wissenschaftler.

Quellen: