In den Medien: Interviews mit Ernst Fehr in “Standard” und “trend”

Der Verhaltensökonom über Fairness, Kooperation, Reziprozität – und warum Sigmund Freud mit seiner Fortpflanzungstheorie nicht recht haben kann.

Gleich zwei Interviews mit dem Verhaltensökonom Ernst Fehr sind in den letzten Tagen in österreichischen Medien erschienen. Im Wirtschaftsmagazin “Trend” sprach er über die Prinzipien der Kooperation.

Dass sich Zusammenarbeit auszahlt, spiegle sich in unserer Gesellschaft wider, wo die Ur-Form der Krankenversicherung etwa darin bestand, verletzte oder kranke Mitmenschen zu pflegen. Schimpansen hingegen lassen ihre beeinträchtigten Kompagnons einfach liegen. Auch unsere Körperzellen sind auf ein produktives Zusammenspiel getrimmt, um beispielsweise Krebsmutationen zu vernichten.

Befragt nach Genderunterschieden im Kooperationsverhalten erwähnt Fehr Untersuchungen, die Frauen ein eher risikoaverses und altruistisches Vorgehen nachweisen. Unfair behandelte Männer suchen hingegen nach Vergeltung und lassen auch die Fäuste spielen.

Der Tratsch als soziale Waffe

In einem ausführlichen Interview in der Tageszeitung “Der Standard” mit “dem wichtigsten Ökonom des Landes” stellt Ernst Fehr Zusammenhänge zwischen Fairness, Tratsch und Sex dar. Letzterer sei bestimmt nicht nur der Fortpflanzung geschuldet, wie es einst Sigmund Freud behauptet hat. Dessen andere Theorie, dass der Mensch vor allem nach sozialer Anerkennung strebt, kann Fehr nur unterstreichen. Schliesslich sei einer der grössten Stressfaktoren des Menschen, seine Reputation zu verlieren. Der Tratsch hat als soziale Waffe entsprechendes Bedrohungspotenzial.

Die Rolle der Fairness beleuchtet Fehr am Thema Ausländerfeindlichkeit:

Man kann sogar sagen, dass ein Teil der Ausländerfeindlichkeit auf wahrgenommene Verletzungen der Fairness zurückzuführen ist. Vor allem Leute aus unteren sozialen Schichten, die sich zu kurz gekommen fühlen, haben häufig den Eindruck, dass sich die Politik um Migranten kümmert und sie vernachlässigt. Wir haben in Österreich alle paar Jahre eine Sozialschmarotzerdebatte, die wird gar nicht immer von rechts ausgelöst, da beteiligen sich auch Sozialdemokraten. Der Gedanke der Reziprozität spielt hier eine grosse Rolle, wenn die Gesellschaft einem in schwierigen Situationen hilft, dann sollte man auch etwas zurückgeben.

Das gesamte Interview ist hier als Podcast nachzuhören (ca. 60 min):

“Der Standard”-Podcast #11 – Warum es Sinn ergibt, schlecht über andere zu reden: Ernst Fehr (Soundcloud)

Quellen: