Dass Umweltschutz wichtig ist, ist vielen klar. Zumindest im liberal eingestellten Teil der Bevölkerung gehört diese Einstellung zur Grundausstattung. Aber wie sieht es mit der Umsetzung aus? Fliegen betont umweltbewusste Menschen tatsächlich weniger, essen sie weniger Fleisch und produzieren sie weniger Müll?

Eine Studie der schwedischen Linnaeus-Universität beschäftigte sich genauer mit der Korrelation zwischen Reden und Handeln. Im Allgemeinen ist es schwierig, die umweltgerechte Einstellung von Menschen und das konkrete Verhalten genau zu messen, da meistens mit Eigenangaben der Probanden gearbeitet wird – und die können von der Wahrheit stark abweichen. Die Wissenschaftler der vorliegenden Untersuchung nahmen für ihr Online-Experiment an 805 US-Bürgern einen anderen Weg:

Four key variables – environmental concern, self-reported environmental behaviour, observed environmental behaviour (in the form of carbon compensation), and political attitudes – were measured and their interactions in promoting pro-environment behaviour were analysed. We found that self-reported measures hardly held any correlation with real behaviour and that political attitudes mainly predicted self-reported measures, not real environmental behaviour.

Die Studienteilnehmer wurden mit Punkten im Wert zwischen 100 und 1000 US-Dollar belohnt. Die Endsumme oder einen Teil davon konnten sie für CO2-Kompensationsprojekte einsetzten. Es zeigte sich in Folge, dass die Eigenwahrnehmung kaum mit dem tatsächlichen Verhalten der Probanden korrelierte.

Moralisch aufgeladenes Thema

Die Angabe der politischen Einstellung wies schon darauf hin, welches persönliches Umweltverhalten die Menschen angeben würden. Die Korrelation mit dem eigentlichen Verhalten fiel in den politisch entgegengesetzten Lagern unterschiedlich aus: Teilnehmer mit eher linker Grundeinstellung bezeichneten sich und ihre Handlungen durch die Bank als umweltbewusst, die Umsetzung ging aber mit dieser Aussage nicht immer konform. Für die konservativen Probanden waren Umweltthemen insgesamt weniger wichtig, weil nicht moralisch aufgeladen. Wer sich aber doch dafür engagierte, setzte dementsprechende Fördermassnahmen eher um.

Auf sueddeutsche.de wird Studie so zusammen gefasst:

Wer sich um die Umwelt sorgt, belügt sich über seine Handlungen eher selbst, als dass er tatsächlich etwas für die Umwelt tut. Die ernste Sorge um den Klimawandel ist das eine, der wirkliche Verzicht auf eine Fernreise oder ein durstiges Auto aber etwas ganz anderes.

Quellen:

• Giangiacomo Bravo, Mike Farjam, The gap between self-reported and actual contributions to climate change mitigation in US residents, osf.io, June 11, 2020
• Sebastian Herrmann, Psychologie: Wieso wir uns selbst belügen, sz.de, 18. Juni 2020 (Paywall)