Studie: Eine Steuer auf zuckerhaltige Softdrinks verändert das Verhalten – aber nicht unbedingt wie gewünscht

Nach Einführung der Zuckersteuer in Philadelphia zeigt eine Analyse, dass Konsumenten sich ihre Getränke nicht verleiden lassen. Stattdessen kaufen sie ausserhalb der Stadt oder bezahlen den teureren Preis. Weitere Experimente müssen her, um das Übergewichtsproblem der Einwohner in den Griff zu bekommen.

Studie: Eine Steuer auf zuckerhaltige Softdrinks verändert das Verhalten – aber nicht unbedingt wie gewünscht

Nun, da die Steuer auf stark zuckerhaltige Limonaden schon in einigen Städten der USA am Walten ist, stellt sich die Frage nach ihrer Wirksamkeit. Dürfen sich Steuerbehörden über eine zusätzliche Einnahmequelle freuen? Und, viel wichtiger: Ist der Konsum der zuckerhaltigen Soft Drinks tatsächlich zurückgegangen?

Wissenschaftler der Kellogg School of Management sahen sich die Situation in Philadelphia an, wo die Rate an Übergewichtigen mit ca. 70% ungefähr mit dem landesweiten Schnitt übereinstimmt. Und tatsächlich ist der Umsatz von verzuckerten Limonaden seit Einführung der Steuer im Jahr 2017 um 46% zurückgegangen. Allerdings verzeichneten die Supermärkte ausserhalb der Stadtgrenze bedeutende Umsatzsteigerungen in diesem Segment (+22%), was bedeutet: Die Zuckersteuer hat einen Limonadentourismus in die Peripherie ausgelöst.

Aber auch jene, die sich die Fahrt aus der Stadt nicht leisten können, wollen auf ihr „Soda“ nicht verzichten und kaufen sie trotz der Teuerung um durchschnittlich 34%. Somit tragen ausgerechnet die ärmsten Einwohner den Hauptteil der neuen Steuerquelle, die zwar nicht die erwarteten 92 Millionen US-Dollar, aber immerhin 79 Millionen in die Steuerkasse spülte.

Kaloriensteuer als bessere Lösung?

Studienleiterin Anna Tuchman spricht von überaus loyalen Konsumenten, wenn es um ihre Lieblingsgetränke geht:

Consumers have a pretty strong preference for continuing to buy and consume soda. And they’re willing to incur some transportation costs or changes in their regular shopping behavior in order to go out of their way to buy the product at a lower price.

Damit eine nahrungsmittelbezogene Steuer tatsächlich Wirkung auf die Gesundheit der Gesamtbevölkerung zeigt, müsste man Kalorien oder Zucker direkt besteuern, vermuten die Wissenschaftler. Eine kaloriendichte Ernährung wäre damit schlichtweg nicht mehr leistbar. Und: Jeder kleine Faktor kann die Wirksamkeit politischer Interventionen wie die Zuckersteuer stark beeinflussen, so Anna Tuchman:

Policymakers should consider factors such as the ease of buying untaxed drinks elsewhere. It’s important to think about how the choice of each of these different parameters of the policy is going to impact consumer behavior.

Quelle: Stephan Seiler, Anna Tuchman, Do Soda Taxes Work? It’s Complicated., insight.kellogg.northwestern.edu, July 1, 2019