Gegen weibliche Genitalverstümmelung: Neues Programm misst den Effekt der Veränderung sozialer Normen

Im Kampf gegen weibliche Genitalverstümmelung stehen tief verwurzelte soziale Normen immer stärker im Fokus internationaler und nationaler Programme. UNICEF und UNFPA haben ein neues Rahmenwerk entwickelt, das sich auf die Veränderungen dieser Normen konzentriert.

Gegen weibliche Genitalverstümmelung: Neues Programm misst den Effekt der Veränderung sozialer Normen

Die weibliche Genitalverstümmelung ist in 30 Ländern in Afrika, dem Nahen Osten und Asien nach wie vor üblich. Mehr als 200 Millionen Mädchen und Frauen leben weltweit mit den schmerzhaften Konsequenzen dieser grausamen Tradition. Schätzungsweise drei Millionen Mädchen werden jährlich verstümmelt, viele versterben and der meist unsachgemässen Operation oder an ihren Folgen.

Trotz grosser Bemühungen ist der Genitalverstümmelung kaum beizukommen. Sie ist für die jeweilige Gesellschaft eine soziale Norm und somit tief verwurzelt. Die gute Nachricht: Soziale Normen können eine zentrale Rolle bei einem möglichen Ende der Genitalverstümmelung spielen, und das wird immer stärker in nationalen und internationalen Hilfsprogrammen beachtet.

Bisher fehlte allerdings ausreichende Evidenz, ob diese Ansätze Wirkung zeigen. Messungen, dass sich soziale Normen bezüglich Genitalverstümmelung mit der Zeit ändern, sind insofern eine Herausforderung an die Methodik: Es wird üblicherweise aus zwei Datenquellen geschöpft, die ein paar blinde Flecken aufweisen:

  • Daten, die auf Bevölkerungsebene nur periodisch erhoben werden, können Veränderungen aufgrund der erwähnten Interventionen auf Gemeinschaftsebene nicht erfassen.
  • Sobald mit nicht-messbaren Tools auf Gemeinschaftsebene gearbeitet wird, können lokale Verschiebungen der sozialen Normen nicht nachvollzogen werden.

Mit neuem Programm können Makrodaten lokal angepasst werden

Die Kinderrechtorganisation UNICEF und der United Nations Populations Fund UNFPA haben ein neues Rahmenwerk entwickelt, das Veränderungen sozialer Normen betreffend der weiblichen Genitalverstümmelung messbar macht. Das Programm namens ACT stellt für die Verantwortlichen eines Programms gegen Genitalverstümmelung Daten auf Makroebene bereit, die auf Forschungsergebnissen zu sozialen Normen basieren und an lokale Herausforderungen angepasst werden können.

ACT wurde in Zusammenarbeit mit der Dornsife School of Public Health der Drexel University und Experten aus der ganzen Welt entwickelt und wird gerade in Guinea und Äthiopien angewendet. Viele Tools des ACT-Framework könnten in Zukunft im Kampf gegen weitere schädliche Praktiken verwendet werden:

The ACT Framework will be available for use by UNICEF, UNFPA, partners and other development agencies in 2020. Many of the tools and concepts in the ACT Framework can be adapted and used for social norms related to other harmful practices such as child marriage or violence against children. UNICEF, UNFPA and Drexel plan to explore opportunities to adapt the framework to these issues.

Quelle: The ACT Framework: Towards A New M&E Model For Measuring Social Norms Change Around Female Genital Mutilation, reliefweb.int, 27 Feb 2020