Summer School 2019: Wie man Künstlicher Intelligenz Psychologie beibringt

Unternehmen können in einigen Bereichen davon profitieren, wenn man künstliche Intelligenz mit Psychologie verbindet.

Anja Linnenbürger bei der Behavioral Economics Summer Schooll
Anja Linnenbürger, Head of Psychologie bei Precire, an der Academy of Behavioral Economics Summer School 2019

Wie hängen die Vorstandvorwörter in Geschäftsberichten mit den Analystenprognosen zusammen? Macht es für den Kapitalmarkt einen Unterschied, wie ein Unternehmen über sich selbst spricht und schreibt? Die künstliche Intelligenz von Precire gibt darauf Antwort. Sie hat die Vorstandsvorwörter in Geschäftsberichten der DAX-30-Unternehmen über die Jahre 2015 bis 2017 analysiert. Kompetitiv wirkende Wörter gehen einher mit einer starken Streuung der einjährigen Ergebnisprognosen von Analysten.

„Ein aggressiver Stil polarisiert. Eine geringe Streuung zeigt sich hingegen bei inspirierend wirkenden Vorwörtern, wenn eine Vision vermittelt wurde“, berichtete Anja Linnenbürger, Head of Psychologie bei Precire, an der Academy of Behavioral Economics Summer School 2019. Der Ton macht die Musik, auch in der Finanzkommunikation. Die Ergebnisse der KI-Analyse sind auch in einer Studie von Kirchhoff Consult nachzulesen.

Precire hat der künstlichen Intelligenz Psychologie beigebracht. „Wir haben zwei Welten miteinander verbunden, die an sich intuitiv gesehen extrem unterschiedlich sind“, so Linnenbürger. Einerseits die relativ weiche Wissenschaft der Psychologie, die sich mit dem Erlebten und dem Verhalten von Menschen beschäftigt. Die Künstliche Intelligenz andererseits ist absolut von Daten getrieben, es geht nur um harte Zahlen. Das Ziel dahinter: „Wir möchten unterstützen, Kommunikation verständlich zu gestalten und die Verständigung zwischen Menschen zu verbessern“, so Linnenbürger.

Analyse mit 110 Millionen Parametern

Dazu greift die Künstliche Intelligenz auf eine riesige Datenmenge zurück, die Precire anhand einer weltweiten Studie erhoben hat. Deren Output waren über 26 Millionen Ratings von 18.000 Personen, um zu verstehen, was Menschen motiviert. Ausgangspunkt für die KI ist stets eine konkrete Frage z.B. „Wirkt der Text auf einen Grossteil der Leser motivierend oder nicht?“ Die Basis der Analyse sind 110 Millionen Sprachparameter sowie bestimmte Grundhypothesen. Verstärkungen wie „Das ist grossartig“ wirken motivierend, viele Verneinungen haben gegenteilige Wirkung. Und dann beginnt der Lernprozess für die KI an bereits kategorisierten Datensätzen – Texte, die motivierend und Texte, die nicht motivierend sind. Durch Training und Erfahrung lernt die KI damit, welche Aspekte in Sprache relevant sind.  Mit einem Testdatensatz wird der Lernerfolg überprüft.

Was es Unternehmen bringt

Wie können Unternehmen nun konkret davon profitieren? Ein paar kurze Beispiele:

  • Im Recruiting-Prozess ist die KI in der Lage, die Persönlichkeit des Bewerbers zu entschlüsseln. Wie tendiert diese Person zu kommunizieren: zielorientiert, empathisch, benutzt sie viele relativierende oder intensivierende Worte etc. Die Stimme und die Art zu sprechen verrät überraschend viel über eine Persönlichkeit.
  • Mittels KI kann einer Führungskraft gezeigt werden, wie sie über Kommunikation seine Mitarbeiter optimal ans Unternehmen bindet.
  • Über die Kommunikation kann die KI auf die Organisationskultur schliessen und helfen, dass sich Unternehmen weiter entwickeln können.
  • KI kann Lösungsansätze liefern, wenn es darum geht, dass Unternehmen die eigenen Werte optimal vermitteln.

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