Wie man den Bias gegenüber eigenen Ideen überwinden kann

Schlechte Ideen von selbstbewussten Mitarbeitern werden eher wahrgenommen als gute Ideen von unsicheren Kollegen. Das führt zu systematisch verzerrten Entscheidungen. Eine Studie zeigt nun, dass ein wenig Geduld im Prozess der Ideenfindung dagegen halfen kann.

Wie man den Bias gegenüber eigenen Ideen überwinden kann

Mitarbeitende wissen am besten, was innerhalb eines Unternehmens verbessert werden könnte, und entwickeln oft auch Lösungsvorschläge. Innovative Firmen haben ein Ohr dafür – aber wie gut sind die intern generierten Ideen tatsächlich?

Viele Menschen kämpfen mit einem Bias gegenüber ihren eigenen Ideen. Manche tendieren dazu, sie heillos zu überschätzen, manchen machen das Gegenteil und glauben nicht fest genug daran. Das führt tendenziell dazu, dass Unternehmen eher in miserable Vorschläge investieren und die guten übersehen.

Eine Studie beschäftigt sich genauer mit der verzerrten Wahrnehmung von Ideengebern und analysierte eine grosse Stichprobe von arbeitnehmergenerierten Ideen innerhalb eines europäischen Autoherstellers. Zusätzlich wurden Tiefeninterviews mit Firmenexperten geführt und einige Verhaltensexperimente durchexerziert. Das Ergebnis:

Our first and perhaps most predictable finding was that idea overvaluation is a bigger problem than undervaluation, with 74% of all ideas in our dataset overvalued, versus 20% undervalued and 6% more or less correctly valued.

Status und Wir-Gefühl

Zwei Faktoren sind für das überschäumende Selbstvertrauen von Mitarbeitenden verantwortlich: Status des Ideengebers und Ideenfindung allein oder in der Gruppe.  Zum einen werden die Ideen von Managern im Schnitt um 42% überbewertet, während die Vorschläge jener, die an der „Front“ arbeiten, eher weniger ernst genommen werden (11%).

Andererseits fiel der Bias um 37% stärker aus, sobald Mitarbeiter Ideen in Gruppen ausarbeiteten. Ein Ergebnis, das gegen die intuitive „Weisheit der Vielen“ spricht. Das „Wir“-Gefühl einer Gruppe kann dafür sorgen, dass sich die Mitglieder geschützt und sicher wähnen und dabei Risiken herunterspielen, die manchen durchaus bewusst sein sollten. Und bei diesem Gruppen-Bias spielt es auch keine Rolle, ob es sich um Manager oder einfache Angestellte handelt.

Was schlagen die Studienautoren angesichts dieser Ergebnisse vor, um zu möglichst guten Ideen innerhalb der Firma zu kommen? Zum Beispiel, dass Gruppenentscheidungen nicht die schlechtesten sind, wenn man etwas zeitliche Distanz walten lässt:

Given that, ask your ideators to evaluate their idea after a break and in a different location. In addition, ask your evaluators to look a bit more critically at ideas pitched by managers or teams—these ideas are already favored because of their creators’ power or because of common expectation of superior team creativity. Conversely, be a bit more sympathetic when evaluating ideas from front-line employees as these are much more likely to accurately evaluated by the people who came up with them.

Quelle: Fabin Sting et al., How to Overcome the Bias We Have Toward Our Own Ideas, hbr.org, May 14, 2019