Mathematisches Modell: Wie sich Fakes News auf das Wahlverhalten auswirken können

Wähler können manipulierten Nachrichten aus dem Meer an Informationen unterschiedlich gut erkennen, zeigt eine britische Studie. Die gute Nachricht: Wer das Konzept von Fake News versteht, entwickelt dagegen ein gesundes Misstrauen.

Mathematisches Modell: Wie sich Fakes News auf das Wahlverhalten auswirken können

„Fake News“ sind spätestens seit der US-Präsidentschaft Donald Trumps zum weltweit bekannten Begriff geworden. Ein verwirrendes Wortkonglomerat, denn ab wann kann man von Fake News sprechen – also von wirklich bewusst inhaltlich verfälschten Nachrichten, nicht den kritisch-korrekten, die Trump als persönliche Angriffe interpretiert.

Vorsätzlich falsche Nachrichten unterwandern die Demokratie, sobald sie vom Rezipienten als wahr verstanden werden. Strategisch eingesetzt wirken sie wie Gehirnwäsche für die Empfänger, im schlimmsten Fall: eine ganze Nation.

Zwei britische Wissenschaftler haben ein mathematisches Kommunikationsmodell entworfen, um den Einfluss von Fake News auf Wahlen zu simulieren. Dafür wurden die Wähler in drei Kategorien eingeteilt.

Zur ersten Gruppe zählten jene, die falsche Nachrichten nicht erkennen können. Die Forscher nahmen an, dass diese Kategorie am anfälligsten für falsche Nachrichten seien. In die zweite Kategorie fielen Menschen, die zwar das Konzept von Fake News kennen, aber sich manchmal schwer mit der Identifizierung tun. Und letztendlich gibt es noch jene Wähler, die falsche Nachrichten erkennen und in ihrer Meinungsbildung ausblenden können.

Ermutigend: Wähler-Misstrauen gegenüber Falschnachrichten

Alle Probanden wurden Nachrichten ausgesetzt, die von Fake News und anderen Störgeräuschen durchsetzt waren. Die erste und dritte Gruppe reagierte erwartungsgemäss stark beziehungsweise gar nicht auf manipulierte Nachrichten. Erstaunlich verhielten sich die Individuen der zweiten Kategorie:

However, the second group is the most interesting. Voters in this category are aware of the existence of fake news, but do not know the timing of its release. So they tend to overcompensate for the possibility that the information they are receiving may be contaminated. However, once the fake news has been released, those in this group do well at removing its influence.

Allein das Wissen, dass Nachrichten gefälscht sein könnten, produziert also Misstrauen gegenüber jede sich als objektiv bezeichnende Berichterstattung.

Die MIT Technology Review findet diese Ergebnisse tröstlich, da mit ihrer Hilfe die Auswirkungen von Fake News gemildert werden könnten. Allerdings wird auch die philosophische Frage gestellt, was genau unter faktischer Wirklichkeit und Objektivität zu verstehen sei:

Many observers will question whether it is reasonable to assume that an objective factual reality exists, particularly when it comes to political issues and future-gazing.And even if there is an objective reality, does the process of communication help us understand its true nature or merely help us agree on what it might be?

Quelle: Emerging Technology from the arXiv, A mathematical model captures the political impact of fake news, technologyreview.com, September 11, 2018