Keine Angst vor Verantwortung: Wie Führungskräfte entscheiden

Führungspersönlichkeiten ist eine geringe Abneigung vor Verantwortung gemein, allerdings unterscheiden sie sich in der Strategie der Entscheidungsfindung, so eine Studie. Hinter dem individuellen Umgang mit Verantwortung stecken komplexe kognitive Prozesse.

Keine Angst vor Verantwortung: Wie Führungskräfte entscheiden

Was konkret macht eine Führungspersönlichkeit aus? Um das herauszufinden, stellten Wissenschaftler Probanden vor Entscheidungen, die entweder nur sie selbst oder andere Teilnehmer betrafen. Etwa, ob sie bei einem Glücksspiel teilnehmen wollen, bei dem man 40 Euro gewinnen (Eintrittswahrscheinlichkeit: 70 Prozent) oder 80 Euro verlieren konnte (Wahrscheinlichkeit: 30 Prozent). Es wurde ihnen freigestellt, eine einsame Wahl zu treffen oder die Gruppe zu Rate zu ziehen. Dabei untersuchte man sie per Magnetresonanztomographie.

Zweimal wurde der Proband vor diese Entscheidung gestellt, so Micah Edelson, der die Forschergruppe der Uni Zürich leitete:

Beim ersten Mal beeinflusste seine Entscheidung nur seinen eigenen Gewinn. Beim zweiten Mal beeinflusste seine Entscheidung den Gewinn aller Gruppenmitglieder. Und wir wollten wissen: Wie beeinflusst das veränderte Setting die Vorgänge im Gehirn?

Stichwort „Verantwortungsvermeidung“

„Verantwortungsvermeidung“ nennen die Forscher den messbaren Unterschied zwischen den beiden Szenarien. Diese ist besonders gross, wenn der Betroffene alleine entscheidet, sobald es nur um ihn geht, und für kollektive Lösungen die Verantwortung auf die Gruppe überträgt.

Dahinter stecken nach Meinung der Wissenschaftler komplizierte kognitive Abläufe. Grosse Bedeutung hat ausserdem nicht die Höhe des Schwellwerts, sondern wie dieser sich verändert, sobald die Entscheidung andere Personen betrifft. Autoritäre Personen sind eher Allein-Entscheider, kooperative Führungspersönlichkeiten suchen den Konsens der Gruppe. Ganz unterschiedliche Entscheidungsstrategien also, aber die Verantwortungsabneigung ist bei beiden Führungspersönlichkeiten klein.

Noch kann das Merkmal „Verantwortungsablehnung“ aber nicht zur Identifizierung von Führungsqualitäten herangezogen werden:

Wir können nicht sagen, ob jemand im realen Leben eine Führungsposition innehat, weil er eine geringe Verantwortungsablehnung zeigt. Oder ob er eine geringe Verantwortungsablehnung zeigt, weil er eine Führungsrolle hat. Diese kausale Verbindung konnten wir mit dieser Arbeit noch nicht zeigen.

Quellen: