Wie FinTech dafür sorgt, dass Unternehmen ihren Mitarbeiter auch in unterentwickelten Regionen beim Ansparen helfen können

Wo Banken fehlen, können Finanzgeschäfte über Mobile Payment laufen. Eine Studie in Afghanistan zeigt, wie Firmen mit dem richtigen Nudging den Mitarbeitern auch in infrastrukurell unterentwickelten Gegenden bei der finanziellen Vorsorge unterstützen können.

Wie FinTech dafür sorgt, dass Unternehmen ihren Mitarbeiter auch in unterentwickelten Regionen beim Ansparen helfen können

Geld anzusparen war bis vor Kurzem nur Menschen in Gegenden möglich, wo auch Banken angesiedelt sind. In Afghanistan oder Subsahara-Afrika konnte man kaum etwas institutionell auf die Seite legen, da es an der nötigen Infrastruktur fehlt.

Mit dem Aufkommen von Mobile Payment und zahlreichen FinTechs, die den Zahlungsverkehr über das Mobiltelefon in immer neuen Varianten ermöglichen, können plötzlich viel mehr Menschen Geldgeschäfte abwickeln.

Das machte sich eine Gruppe von Wissenschaftler zunutze, um zu überprüfen, ob das Einschreiben „by default“ in Firmenpensionsplänen auch abseits hoch entwickelter Länder funktioniert. Dafür wurde mit Roshan kooperiert, dem grössten Mobilfunkanbieter in Afghanistan:

We then conducted a field trial with roughly 1,000 employees to figure out whether such a product could “mobile-ize” saving. The results were striking, and provide a hint of how employers and governments can help get people to save, even in the world’s most challenging environments.

5% des Gehalts wandern automatisch auf das Sparkonto

Mitarbeiter, die per Zufallsverfahren ausgewählt wurden, fünf Prozent ihres Gehalts automatisch anzusparen, nahmen eher an der Aktion teil als jene, die sich aktiv für das Sparprogramm einschreiben mussten. Insgesamt stiegt die Teilnahme an der vom Unternehmen geförderten Firmenvorsorge um vierzig Prozentpunkte an. Eine fast identisches Ergebnis, wie es zuvor auch in den USA oder Europa beobachtet worden war. Ähnlich fällt das Resultat übrigens aus, wenn den Mitarbeitern ein grosszügiger Anreiz geboten wird, an der Sparaktion teilzunehmen (50% Übereinstimmung).

Und das Programm zeigt recht schnell Wirkung: Über einen Zeitraum von sechs Monaten hatte ein durchschnittlicher Teilnehmer auf seinem Sparkonto ein zusätzliches halbes Monatsgehalt angehäuft.

Aus diesen Ergebnissen legen die Autoren CEOs, Managern und Investoren vor allem eines ans Herz: Standardeinstellungen sind ein ungemein mächtiges Instrument. Und egal, wo und wie: Jedes Unternehmen kann seinen Mitarbeitern mit Nudging dabei helfen, finanziell vorzusorgen:

Done strategically, automatic savings programs can support employees and the bottom line by reducing turnover and providing a more sustainable alternative to payroll advances. Second, with the rapid spread of digital finance, there is a clear opportunity to export ideas from behavioral economics to developing countries. […] The combination of behavioral insights and digital finance can create highly scalable products with positive social impact.

Quelle: Joshua Blumenstock et al., How Employers in Poor Countries Are Using Nudges to Help Employees Save Money, hbr.org, June 15, 2018