Shlomo Benartzi: Wie wir uns online smarter verhalten können

Zu viele Informationen, zu schnelle Entscheidungen: Shlomo Bernatzi beschäftigt sich mit systematisch auftretende Probleme im Umgang mit digitalen Devices. Auf der Academy of Behavioral Economics kann man die Erkenntnisse des renommierten Verhaltensökonomen bald live hören.

Shlomo Benartzi: Wie wir uns online smarter verhalten können

Wir verbringen mittlerweile den Grossteil des Tages vor dem Bildschirm. Im Büro ist es der Computer, im Zug das Smartphone und abends sind es der Fernseher oder das Tablet. Ein Phänomen, das nicht nur die Nackenmuskeln belastet sondern auch unsere Entscheidungen prägt.

Immerhin treffen wir unsere Entscheidungen zusehends im digitalen Raum. Wir shoppen online, verwalten unsere Finanzen im Netz und interagieren via Apps mit Behörden.

Die verhaltensökonomische Forschung zum menschlichen Entscheiden hat gezeigt, dass viele unbewusste Faktoren systematisch unser Verhalten beeinflussen. Dazu gehört auch der Rahmen. Und der – so zumindest die These – ist etwa beim Online-Banking mit einer App ein anderer als am Schalter.

Der Verhaltensökonom Shlomo Bernatzi hat gemeinsam mit Jonah Lehrer ein Buch über jene Biases geschrieben, die unser Verhalten bei der Interaktion mit einem Screen beeinflussen. Fehler, die unser Verhalten beeinflussen und Kosten verursachen können.

In der Hitze des Augenblicks…

In The Smarter Screen zeigen die Autoren etwa, dass es Mobile Apps dermassen einfach, aufregend und befriedigend machen können, auf “Buy” zu drücken, dass kaum jemand mehr an die Belastung der Kreditkarte denkt. Zusätzlich überfordert die Menge an Informationen und Wahlmöglichkeiten derart, dass vernünftige Entscheidungen schwer fallen. Zu systematisch auftretenden Phänomenen beim Interagieren mit Screens gehören:

  • Texte, die auf einem Screen gelesen werden, merkt man sich weniger gut.
  • Manche Produkte werden eher gekauft, weil sie am Bildschirm ideal platziert sind – obwohl es bessere Optionen gibt.
  • Und wenn wir Pizza online bestellen, ist es wahrscheinlicher, dass wir Schinken dazu nehmen.

Im Buch verrät Shlomo Benartzi auch Gegenmassnahmen, um nicht zum unbewussten Opfer der Digitalisierung zu werden. Seine Erkenntnisse können den Umgang mit digitalen Hilfsmitteln verbessern. Eine seiner Ideen: Sobald einen der Hunger nicht mehr richtig denken lässt und die grösste Kalorienbombe auf der Speisekarte lockt, könnte eine App uns daran erinnern, dass es neun Stunden Gehen benötigt, um diese Sünde wieder loszuwerden.

… ist die Zukunft herzlich egal.

By designing personalized apps that help people to make an emotional connection with their own future, we give them the emotional strength to make better decisions. But we need to be helpful, not preachy or annoying.

schreibt eine Bloggerin auf der User Experience Plattform uxmatters in einer Rezension des Buches. App-Designer sollten sich Bernatzis Buch jedenfalls zu Gemüte führen, denn:

Shlomo has crafted an accessible bridge between the solid works of academia and the messy realities of commercial software applications. He challenges designers not to blindly follow his advice, but to thoroughly test their designs, then update them based on what they’ve learned.

Shlomo Bernatzi gehört übrigens zu den Vortragenden der nächsten Academy of Behavioral Economics zum Thema “Wie neue Technologien das menschliche Verhalten ändern”.

Mehr zur Academy of Behavioral Economics

Wer ihn schon vorher in Aktion sehen will, kann unter diesem Link einen Vortrag zu “The Smarter Screen” abrufen.

Quellen: