Richard H. Thaler: Ein Nobelpreis für die verhaltensökonomische Revolution

Die Auszeichnung des amerikanischen Verhaltensökonomen und Nudging-Experten zeigt einmal mehr, wie Behavioral Economics die Wirtschaftswissenschaften revolutioniert haben.

Richard H. Thaler: Ein Nobelpreis für die verhaltensökonomische Revolution

Richard H. Thaler (72) wurde am Montag, 9. Oktober der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften verliehen. Damit wurde einmal mehr ein Wegbereiter der Verhaltensökonomie ausgezeichnet, nachdem der Preis 2002 Daniel Kahnemann und 2015 dem britischen Konsumforscher Angus Deaton übergeben worden war.

Diese erfreuliche Tendenz zeigt, dass Behavioral Economics in den Wirtschaftswissenschaften endgültig etabliert sind, evidenzbasiertes Forschen auch in dieser Disziplin zur Normalität geworden ist und das Ausblenden aller irrationalen menschlichen Verhaltensmuster der Vergangenheit angehört. Sprich: Der Homo Oeconomicus ist zu dem geworden, was er immer schon war: Einfach nur ein Mensch.

Thalers Kollege Cass R. Sunstein würdigt in seiner Rezension von dessen letztem Buch “Misbehaving. The Making of Behavioral Economics” einige bedeutsame Lebensereignisses des Professors an der University of Chicago: Nachdem dieser als junger Ökonom eine Liste hinterfragenswerter menschlicher Verhaltensweisen notiert hatte, wusste er eine Weile nichts weiter damit anzufangen. Erst ein Blick auf die Thesen der beiden israelischen Psychologen Kahnemann und Tversky erschlossen 1976 einen Weg, wie man als Wirtschaftswissenschaftler die menschlichen Verhaltensmuster erklären und – vor allem – vorhersagen könne:

That led him to read a paper of theirs [Kahneman und Tversky, Anm.] the next day, cataloguing systematic departures from the standard predictions of economic theory. As he read the paper, his “heart started pounding the way it might during the final minutes of a close game. The paper took me thirty minutes to read from start to finish, but my life had changed forever.”

“Sanfter Paternalismus”: Stupser von oben

Richard H. Thaler ist Vater des Begriffs “Nudging”, womit das sanfte Lenken menschlicher Entscheidungen in eine für vorteilhafte Richtung gemeint ist. “Sanfter Paternalismus” werden jene Mechanismen genannt, die auch von immer mehr Regierungen angewendet werden, wenn es etwa um das Verbessern der Steuermoral, das Stromsparen oder gesündere Ernährung geht.

Spiegel online dazu:

Ein Problem zu erkennen hilft, sich dagegen zu wappnen. Odysseus etwa liess sich an den Mast des eigenen Schiffes binden – um dem Locken der Sirenen nicht zu erliegen. Der moderne Mensch legt am Monatsbeginn 100 Euro auf ein Festgeldkonto – um sie nicht am Monatsende doch noch auf den Kopf zu hauen. Wer die Klippen gelegentlich auftretender Irrationalität kennt, kann sie leichter umschiffen – oder andere auf den richtigen Weg lotsen.

Übrigens hat es Richard Thaler auch nach Hollywood geschafft: Im Film “The Big Short” über die Finanzkrise 2007 spielt er sich in einer kurzen Gastrolle selbst.

Thaler weiss auch schon, was er mit dem Preisgeld vorhat: Er will es so unvernünftig wie möglich ausgeben.

Quellen: