“Die Verwalter des Ist-Zustandes werden die Verlierer sein”: Gerhard Fehr über die Auswirkungen von KI auf Wirtschaft und Gesellschaft

Gerhard Fehr, Gründer von FehrAdvice und Behavioral Designer, sprach mit der Tiroler Tageszeitungen über die Interaktion zwischen Menschen und Maschine – und warum Künstleriche Intelligenz auch für den Tourismus Chancen bietet.

"Die Verwalter des Ist-Zustandes werden die Verlierer sein": Gerhard Fehr über die Auswirkungen von KI auf Wirtschaft und Gesellschaft

Hier ein Auszug der wichtigsten Fragen und Antworten:

TT: Die Frage ist nicht, ob es Massenarbeitslosigkeit gibt, sondern wann: So schätzt der bekannte Rechtsprofessor Richard Susskind die Folgen der Künstlichen Intelligenz ein. Hat er Recht?

Fehr: Das ist eine Extrembeurteilung. Die waren historisch gesehen immer falsch. Es wird vielmehr so sein, dass die Welt durch die KI weder untergehen noch zum Paradies werden wird. Einige Branchen werden stärker betroffen sein, jede neue Technologie hat Berufe verdrängt und neue geschaffen.

TT: Derzeit klagen alle Branchen über Fachkräftemangel. Kann die KI hier kurzfristig helfen?

Fehr: Ja, ich sehe sie als Übergangslösung. Sie wird Arbeiten übernehmen können, die sich wiederholen. Dadurch können sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf anspruchsvollere Tätigkeiten konzentrieren.

TT: Immer wieder stellt sich die Frage, wer kontrolliert die KI?

Fehr: Es werden Horrorszenarien konstruiert, dass uns die KI beherrschen wird. Doch sie hat kein Bewusstsein und wird nie eines haben. Sie ist nicht unethisch, das sind die Menschen, die sie bedienen.

TT: Welche Branchen erfahren die größte Konkurrenz durch die KI?

Fehr: Generell dient die KI nicht dazu, Menschen zu ersetzen. Sie ist vielmehr eine Unterstützung, auch für Handwerksberufe. So kann ein Gärtner künftig nicht nur anbieten, den Garten zu bepflanzen, sondern mithilfe von KI auch verschiedene Vorschläge für die Gesamtgestaltung liefern.

TT: Sind Wissensberufe und kreative Sparten die großen Verlierer?

Fehr: Es wird künftig nicht mehr genügen, nur Wissen zu haben und nichts Neues zu schaffen. Die Verwalter des Ist-Zustandes werden die Verlierer sein. Dass der gegenwärtige Zustand nicht mehr einzementiert werden kann, ist gut für die Welt.

Quelle: Tiroler Tageszeitung | Verhaltensökonom Fehr: “Gäste wollen von Menschen und nicht Robotern bedient werden”