Covid-19 und Selbstisolation: Auf die Disziplin der Menschen ist nicht unbegrenzt Verlass

Das Befolgen von Isolationsmassnahmen hängt davon ab, ob ein Enddatum oder eine mögliche Verlängerung kommuniziert wird. Besonders unter regelkonformen Bürgern drohen Ermüdungserscheinungen, falls ihre Erwartungen enttäuscht werden.

Covid-19 und Selbstisolation: Auf die Disziplin der Menschen ist nicht unbegrenzt Verlass

Um die Kurve der Corona-Infektionen abflachen zu lassen und das Gesundheitssystem eines Landes vor dem Kollaps zu schützen, rufen die meisten Nationen ihre Bürgerinnen und Bürger auf, zu Hause zu bleiben. Diese Anweiseungen werden grösstenteils auch befolgt. Je länger die Zeit in den eigenen vier Wänden allerdings dauert, desto eher bröckelt die Disziplin.

Vier Verhaltensökonomen untersuchten, ob die Einhaltung der Selbstisolation von der Erwartungshaltung der Bevölkerung abhängt. Dafür wurden den Teilnehmenden einer italienischen Befragung drei Szenarien vorgestellt: Eine Verlängerung der Isolations-Massnahmen um ein paar Wochen, einige Monate oder auf unbestimmte Zeit. In Italien war der Shutdown mit einem voraussichtlichen Enddatum ausgerufen worden. Zum Vergleich: In China lief die Selbstisolation ohne voraussichtliche Deadline.

Wie sehr sich die Bevölkerung an die Isolationsregeln hält, hängt von der eventuellen Verlängerung der Einschränkung ab, so das Ergebnis der Befragung. Sollte es sich um weniger Tage als erwartet handeln, ist die Compliance der Bevölkerung mit höherer Wahrscheinlichkeit vorbildlich. Allerdings:

Bei einer negativen Überraschung, sprich einer Verlängerung der Kontaktverbote, die über die eigenen Erwartungen hinausgeht, tritt der gegenteilige Effekt ein, und die Neigung, die häusliche Isolation beizubehalten oder noch konsequenter zu betreiben, sinkt.

Krisenkommunikation muss verbessert werden

Die Befragung brachte auch ans Licht, dass die Kommunikation betreffend der Krisen-Massnahmen verbessert werden kann. Zahlreiche der Teilnehmenden waren sich über das Datum eines möglichen Endes der Isolation nicht einig. Vor allem viele der besonders gefährdeten älteren Menschen gingen von einem falschen  – deutlich früheren – Datum aus.

Besonders unter den regelkonformen Bürgern drohen Ermüdungserscheinungen, falls die Erwartungen an das Ende der Isolation enttäuscht werden. Auf die Disziplin der Menschen ist also nicht unbegrenzt Verlass.

Die Behörden sollen laut Mirco Tonin, einem der Studienautoren, im Rahmen der Krisenkommunikation besonderes Augenmerk auf die Dauer der Einschränkungen von persönlichen Freiheiten legen:

Es wäre angemessen, dabei auch die Erwartungshaltung der Bevölkerung zu berücksichtigen, um eine möglichst strikte Einhaltung der Eindämmungsmassnahmen zu erreichen. Denn eine unerwartet lange Verlängerung könnte die Bereitschaft der Menschen zur Einhaltung der Regeln verringern.

Quellen: