Entscheide in Gruppen: Wie sich Herdentiere gegenseitig in ihren Ansichten bestärken

Der Behavioural Government Report des britischen BIT zeigt, wie Unsicherheit und sozialer Druck dazu führen, dass manche Menschen politische Beschlüsse gegen ihren ursprünglichen Willen mittragen.

Entscheide in Gruppen: Wie sich Herdentiere gegenseitig in ihren Ansichten bestärken

Wenn sich Menschen in Gruppen zusammentun, kann sich eine spezielle Dynamik entwickeln: Man will anderen möglichst wenig widersprechen und folgt unbewusst der mehrheitlichen Meinung. Das britische Behavioural Insights Team (BIT) hat dieses Phänomen untersucht und konnte zwei Faktoren destillieren, die für dieses Phänomen verantwortlich sind:

First, people may hear many others expressing an opposing view and think their personal opinion may be wrong. Perhaps other people have better information and good reasons for thinking differently? […] A second cause of this type of conformity is when people don’t feel free to give their opinion because of social pressure. They may feel that others, particularly leaders, will disapprove if they speak up, and they will be less liked, influential and rewarded in future.

Common Knowledge Effect und die Macht derer, die zuerst aufzeigen

Sozialer Druck und Unsicherheit können auch politische Verantwortliche von ihrer ursprünglichen Meinung abbringen lassen, was zu verfälschten Entscheidungen führt, die viele Menschen betreffen. Für ihren im Juli erscheinenden Behavioural Government Report fasste das BIT folgende durch Gruppen verursachte Probleme zusammen:

  • Gruppen konzentrieren sich auf Inhalte, die die meisten ohnehin schon kennen. Je mehr Gruppenmitglieder über Informationshappen verfügen, desto stärker beeinflussen diese den gemeinsamen Entschluss – unabhängig von deren tatsächlicher Qualität oder Bedeutung (Common Knowledge Effect).
  • Diskussionen können die Ansichten der Gruppe ins Extrem steigerb, denn wenn Menschen ihre Meinung in Übereinstimmung mit der Mehrheit äussern, wird sie kollektiv verstärkt.
  • Gegenmeinungen, die gleich zu Beginn geäussert werden, können die kollektive Meinung stark beeinflussen. Menschen, die schon im Vorfeld ihre Standpunkte austauschen, oder jene, die die Agenda und andere Unterlagen bereitstellen, haben einen grossen Einfluss auf das Ergebnis einer Diskussion. Ihre Entscheidungen können einen Dominoeffekt erzeugen, dem sich die nachfolgenden Sprecher – entweder durch Informationseinfluss oder sozialen Druck – unbewusst beugen.

Quelle: Michael Hallsworth and Mark Egan,The problem with groups, www.behaviouralinsights.co.uk, June 8, 2018