“Beginner’s Bubble”: Warum wir überzeugt sind, schon nach wenig Lernen ein Experte zu sein

Ein paar kleine Erfolge, und schon halten wir uns für die Grössten. Vor allem junge Menschen neigen dazu, ihre Fähigkeiten systematisch zu überschätzen. Aber wie sieht es mit zunehmendem Alter aus? Nur so viel: Unser Selbstvertrauen bleibt meist unerschüttert.

"Beginner’s Bubble": Warum wir überzeugt sind, schon nach wenig Lernen ein Experte zu sein

Je jünger wir sind, desto mehr vertrauen wir unseren Fähigkeiten – auch wenn es mit denen gar nicht so weit her ist. Eine Umfrage ergab etwa, dass 65% der amerikanischen College Studenten überzeugt davon sind, in schriftlicher Kommunikation bestens bewandert zu sein. Arbeitgeber sehen das allerdings anders: Nur 40% stimmen diesem Statemens zu.

Eine Studie nahm sich der genauen Ausformung und dem Zeitverlauf von Selbstvertrauen an. Die Annahme der Wissenschaftler betreffend blutiger Anfänger sah dabei so aus:

Absolute beginners can be perfectly conscious and cautious about what they don’t know; the unconscious incompetence is instead something they grow into. A little experience replaces their caution with a false sense of competence.

Man beobachtete, inwieweit die Probanden lernten, Wahrscheinlichkeiten einzuschätzen und damit Ergebnisse vorherzusehen. Um sicherzugehen, dass die Teilnehmer wirklich noch nie etwas Ähnliches wie das Test-Setting erlebt hatten, bat man, sich vorzustellen, ein medizinisch bewanderter Einwohner einer post-apokalyptische, Zombie-verseuchten Welt zu sein. Über 60 Runden mussten die Probanden versuchen, Krankheits-Symptome bei Patienten zu analysieren, um eine Zombie-Infektion zu erkennen.

Fly Me to the Moon

Die Teilnehmer lernten langsam, aber stetig, diese Aufgabe zu erfüllen. Ihre Leistung stieg mit jedem Patienten. Noch schneller wuchs aber ihr Selbstvertrauen:

However, after just a few patients, their confidence began skyrocketing, far ahead of any accuracy they achieved. Soon, participants estimated their accuracy rate was 73% when it had not hit even 60%.

„Beginner’s Bubble of Overconfidence“ nennen die Autoren die Selbstüberschätzung von Anfängern, die auf einer zu geringen Datenlage zu Beginn einer Lernphase basiert. Einschätzung auf der Basis weniger Daten sind fehleranfällig – dafür fehlt uns Menschen aber das Gefühl.

Diese Erkenntnis kommt erst später – und wenig nachhaltig: Nach einer Korrekturphase, die mit einem leichten Abfallen des Selbstvertrauens verbunden ist, folgt ein weiterer Höhepunkt: Die „Real World Bubble“. Diese kann Chirurgen genauso wie Piloten nach dem x-ten Eingriff oder Flug treffen.

Auch eine Generationen-Kurve ist zu beobachten: Nach dem jugendlichen Überschwang sackt das Selbstvertrauen in der Mitte des Lebens etwas ab, um im späten Erwachsenenalter wieder abzuheben.

Insgesamt haben es Anfänger also doppelt schwer: Sie müssen nicht nur Neues lernen, sondern auch gegen die Illusion ankämpfen, dass sie in kürzester Zeit Experten geworden sind.

Quelle: Carmen Sanchez, David Dunning, Research: Learning a Little About Something Makes Us Overconfident, hbr.org, March 29, 2018