Wie viel Lob Kinder brauchen – und wie viel Lob zu viel ist

Wer das Selbstwertgefühl von Kindern stärken will, lobt ihre Bemühungen und Strategien. Das unüberlegte Hervorheben ihrer generellen Grossartigkeit kann nach hinten losgehen, so Entwicklungspsychologen.

Wie viel Lob Kinder brauchen – und wie viel Lob zu viel ist

Unsere Kinder wachsen grossteils in wohlbehüteten Verhältnissen auf und zählen für ihre Eltern zu den wetvollsten Schätzen. Alles, was Geld kaufen kann, hat man ja schon. Deshalb werden die Kleinen mit viel Liebe und Lob überschüttet, woran auf den ersten Blick nicht auszusetzen ist.

Im Gegenteil: Auch Experten haben lange Zeit dazu ermuntert, Kinder so viel wie möglich zu loben. Wie kann es aber sein, dass sich manche Kinder trotz grösstmöglicher verbaler Unterstützung plötzlich zurückziehen?

Es kommt ganz darauf an, wie gelobt wird, schreibt Psychologe Eddie Brummelman auf behavioralscientist.org. Wenn das kindliche Selbstwertgefühl gesteigert werden soll, dann werden meisten ihre Fähigkeiten gutgeheissen – und dabei wird übersehen, welcher Schaden dabei angerichtet werden kann. Denn die ungewollte, aber versteckte Message lautet für das Kind beim nächsten, weniger erfolgreichen Anlauf: Du hast versagt. Du bist nicht so klug, wie wir angenommen haben.

Es geht sogar so weit, dass Kinder eher bereit sind, zu schummeln, um ihren perfekten Status nicht zu beschädigen.

Wenn aber stattdessen die Bemühungen und Strategien der Kinder hervorgehoben werden, zweifeln sie nicht an ihren Fähigkeiten, sondern probieren es trotz mancher misslungener Versuche immer wieder. Und sie wählen eher schwierige Herausforderungen als leichte Aufgaben.

Nur nicht übertreiben!

Wenn gelobt wird, dann sollte das in bescheidenem Ausmass geschehen. Alles, was als unglaublich toll, extrem gut und unnachahmlich klassifziert wird, kann nur noch untertroffen wird. Eine bittere Erfahrung für Kinder. Und meistens werden Kinder mit niedrigem Selbstwertgefühl besonders übertrieben gelobt, was im Rahmen eines Versuchs nachhaltig nach hinten losging:

But parents’ efforts were unsuccessful. Rather than raising self-esteem, inflated praise predicted lower self-esteem in children over time. In fact, the more parents gave inflated praise, the lower the child’s self-esteem, even 18 months later.

Fazit: Beim Loben darf nicht übersehen werden, dass es um ein positives Urteil handelt, aber im Kern eben um ein Urteil. Deshalb sollte, bevor es abgegeben wird, noch einmal überdacht werden, ob damit das Kind pauschal als klug umschmeichelt wird oder ob die Entwicklung seiner Fähigkeiten bestärkt werden.

Quelle: Eddie Brummelman, The Praise Paradox, behavioralscientist.org, January 22, 2018