Wie demokratisches Peer-Punishment für mehr Fairness sorgt

Strafen für unkooperatives Verhalten ergeben mehr Sinn, wenn die Mehrheit sich dafür ausspricht, so eine Studie. Damit wird auf den Erkenntnissen von Nobelpreis-Trägerin Elinor Ostrom aufgebaut.

Wie demokratisches Peer-Punishment für mehr Fairness sorgt

In sozialen Dilemma-Situationen nützt es Individuen oft mehr, wenn sie sich unkooperativ verhalten, indem sie gemeinschaftliche Ressourcen nutzen. Wie kann man das verhindern? Eine mögliche Lösung, um die Zusammenarbeit zu verstärken, ist die Einrichtung von teuren Bestrafungen durch die Allgemeinheit. Das heisst: Jede in das Dilemma verwickelte Einzelperson kann den Verhandlungspartnern Strafen auferlegen.

Allerdings haben neuere Untersuchungen ergeben, dass dieses Peer-Punishment im Gegensatz zu Situationen ganz ohne Bestrafung ineffizient und unangemessen ist, da auch Bestrafungen von kooperationswilligen Einzelpersonen möglich werden.

Mehr Fairness, grössere Zufriedenheit

Eine neue Studie schlägt ein System des demokratischen Peer-Punishments vor, sprich: Eine direkte und gleichberechtigte Teilhabe jedes Einzelnen am Strafentscheidverfahren. Erst, wenn eine Mehrheit gefunden ist, wird die Strafe vollzogen. Evidenzgeprüft wurde dies an wiederholten Spielen um öffentliche Güter.

Das Ergebnis waren eine bessere Zusammenarbeit, höhere Gesamtauszahlungen und weniger exekutierte Bestrafungen im Vergleich zu einem klassischen Peer-Bestrafungssystem. Darüber hinaus stellte man fest, dass das Gerechtigkeitsempfinden, die Zufriedenheit und das zwischenmenschliche Vertrauen im demokratischen Bestrafungssystem höher sind.

Die vorliegende Arbeit zeigt empirisch, was Elinor Ostrom schon 1990 in ihrer bahnbrechenden Arbeit postulierte: Die Nobelpreisträgerin schlug vor, dass sich von einem sozialen Dilemma betroffene Personen an den Entscheidungsprozessen beteiligen sollten, um den Knoten zu lösen. Angemessene Sanktionen seien für Regelbrüche erforderlich, um unkooperatives Verhalten zu verhindern und Zusammenarbeit zu fördern. Die Meinung der Autoren der aktuellen Studie zur eigenen Arbeit:

In our contribution, we extended the ideas of Ostrom (1990), showing that her suggestions also increase individuals’ satisfaction with, and fairness perceptions of, the system, as well as interpersonal trust. To conclude, the current work reflects a solid basis for future research on the study of participative punishment systems.

Quelle:

Stefan Pfattheicher et al, The Advantage of Democratic Peer Punishment in Sustaining Cooperation within Groups, Journal of Behavioral Decision Making, 2018