Wie kognitive Verhaltenstherapie junge Männer vor kriminellen Karrieren bewahren kann

Testreihen in Chicago und Liberia zeigen, dass das bewusste Reflektieren von Verhaltensweisen sozial benachteiligte jungen Männern dabei helfen kann, weniger kriminell zu agieren und besser in der Schule zu werden.

Wie kognitive Verhaltenstherapie junge Männer vor kriminellen Karrieren bewahren kann

Junge Männer aus prekären urbanen Verhältnissen können leicht in kriminelle Milieus abdriften. Ein Umstand, der sowohl für das Individuum als auch die Gesellschaft fatal ist.

Eine wirksame Gegenmassnahme liegt in der kognitiven Verhaltenstherapie (CBT). CBT beschreibt eine umfassende Intervention gegen selbstzerstörerische Verhaltensweisen. Dafür wird den Betreffenden gezeigt, wie ihre destruktiven Gedankengänge und Entscheidungsprozesse überdacht und verändert werden können.

Seit den 1980ern wird CBT in der Therapie von mentalen Gesundheitsproblemen, etwa Depressionen, eingesetzt. Mittlerweile kommt dieses Instrumentarium auch von Behördenseite immer stärker im Kampf gegen kriminelles und gewalttätiges Verhalten zur Verwendung. Die zielgerichteten, während kurzer Zeitperioden laufenden Programme sind – etwa im Gegensatz zu Polizeiüberwachung – eine relativ kostengünstige Intervention.

Versuche in den USA und Nigeria haben vielversprechende Ergebnisse erzielt. Beispielsweise sank die Verhaftungsrate pro Schüler an öffentlichen Schulen in Chicago um 12 Prozent bis zum Ende eines CBT-Programms. Arreste aufgrund von Gewalttaten gingen sogar um 20 Prozent zurück. Im konfliktbehafteten Liberia sorgte die Therapie noch im Jahr danach für 24 Prozent weniger kriminelle Aktionen pro jungem Mann.

Anhaltend besser in der Schule

CBT sorgte auf den Schulen der Versuchsreihe ausserdem für eine höhere Abschlussrate – in den USA stieg die Wahrscheinlichkeit um neun Prozent, die finalen Prüfungen rechtzeitig hinzubekommen. Und das, obwohl die Reduktion der Kriminalitätsrate dort nicht über den einjährigen Interventionszeitraum hinaus anhielt.

Dass kognitive Verhaltenstherapie den Entscheidungsprozess einer Person anhaltend verändert, zeigte sich in den USA etwa im besseren Überdenken von Entscheidungen. In Nigeria steigerte sich die Geduld der teilnehmenden Burschen, und auch ihre Zukunftsplanung wurde überlegter angegangen. Die Zugabe von Bargeld verstärkte in Liberia diese Effekte noch:

By relieving the immediate financial need to return to crime, the grant may have provided men more time to independently practice and reinforce their changed behaviors.

Mehr Forschungsarbeit ist wie immer vonnöten, um die Wirkungssweisen von CBT noch besser nachvollziehen zu können:

[…] CBT may have been effective in part because it slowed down participants’ decision-making processes, encouraged more planning, enabled more patient behavior, and/or shifted self-identity and values. Additional research to better understand the mechanisms driving CBT’s effects will be important to inform future interventions.

Quelle: practicing choices, preventing crime, J-PAL Policy Bulletin, June 2017