Wie ein wenig Wartezeit das Ernährungsverhalten verändern kann

Wenn das Gute noch fern liegt, steigt die Gefahr von spontan getroffenen ungesunden Entscheidungen. Experimente mit einem umgebauten Snack-Automaten, der empfehlenswerten Inhalt sofort und Dickmacher erst mit Zeitverzögerung freigibt, zeigen eine vielversprechende Wirkung.

Wie ein wenig Wartezeit das Ernährungsverhalten verändern kann

Wir wissen eigentlich ganz gut, was unserem Körper gut tut, aber wenn der Hunger drängt, greifen wir zu allem, was schnell verfügbar ist. Schokoriegel, industriell gefertigte Croissant, Chips – allesamt Snacks, die es auch in Verkaufsautomaten gibt, die gerne an gut frequentierten öffentlichen Orten platziert sind.

Die langfristigen Folgen einer Ernährung, die hauptsächlich aus Zucker, Fett und chemischen Zusatzstoffen besteht, sind gut erforscht. Aber im Moment der Entscheidung sind (eventuell lethale) langfristige Folgen wie Herz-/Kreislauferkrankungen, Diabetes, Krebs und ähnliches Unheil zu weit entfernt, um abschreckend zu wirken. Temporal Discounting nennt das die Verhaltensökonomie.

Ein paar Sekunden machen den Unterschied

Unterschiedlichste Massnahmen können diese Barriere überwinden. Brad Appelhans, ein Gesundheitspsychologe am Rush Medical College’s Department für Vorsorgemedizin, stellte fest, dass Menschen zeitliche Verzögerungen kaum aushalten und lieber die nächstbeste Alternative wählen – zum Beispiel Treppen anstatt eine vollautomatische Tür, die einige Sekunden zum Öffnen benötigt.

Dasselbe Prinzip setzte er bei einem Verkaufsautomaten ein, der so umgebaut wurde, dass nur gesunde Snacks sofort verfügbar sind. Für Schokolade und Co. muss man 25 lange Sekunden warten. Würde diese Intervention einen generellen Einbruch der Verkäufe nach sich ziehen? Offenbar nicht, die Konsumenten scheinen bisher das Nudging des Automaten-Prototypen zu schätzen:

[…] after more than 36,000 transactions, it turned out that barrier didn’t affect sales. Maybe a few people were dissuaded by the giant stopwatch and admonishment from the machine, objecting in principle or practice to subversion of the autonomy we are taught to believe we have, but slightly fewer sales ultimately didn’t mean less revenue. Some people might even prefer a vending machine that’s helping them make a decision that might keep them healthy.

Ein Versiegen von Applehans’ Ideenreichtum scheint nicht in Sicht: Ungesunde Lebensmittel könnte man im Supermarkt nur per Leiter zugänglich machen, Express-Kassen einrichten für Kunden, die gesund shoppen, oder schädliche Snacks in der häuslichen Tiefkühltruhe auf ihren Einsatz warten lassen – im besten Fall vergeblich.

Quelle: James Hamblin, An Approach to Delaying Gratification: Time Barriers, theatlantic.com, Mar 31, 2017