Studie: Je länger der Arbeitstag, desto niedriger ist die Compliance

Lange Stunden in einem herausfordernden Job bringen Mitarbeitende oft an den Rand der Erschöpfung. Und mit der Erschöpfung steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass Verhaltensnormen gebrochen werden. Zum Beispiel in Krankenhäusern, wie eine aktuelle Studie zeigt.

Studie: Je länger der Arbeitstag, desto niedriger ist die Compliance
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Um einen Job gut erledigen zu können, braucht es nicht nur hohen persönlichen Einsatz. Darüber hinaus müssen auch grundlegende Standards eingehalten werden. In Krankenhäuser sind dies etwa simple Hygienevorschriften: Wer regelmässig und gewissenhaft seine Hände wäscht, mindert das Infektionsrisiko. Darum gehört Händewaschen einfach dazu.

Gleichzeitig wird es aber oft auch nur als zweitrangige Pflicht wahrgenommen – vor allem, wenn gerade besonders viel zu tun ist und die Aufgaben besonders komplex sind. Das zeigen nun die Ergebnisse einer Studie, die an 4000 Angestellten im Pflegebereich an 37 Spitälern in den USA durchgeführt wurde.

Je anstrengender der Tag, desto schmutziger die Hände

Das Muster dabei: Je weiter eine Arbeitsschicht fortgeschritten war, desto weniger achtete das Pflegepersonal auf das Waschen der Hände. Und das hatte nicht nur mit zunehmender Ermüdung zu tun – auch die Intensität der Arbeit führte dazu, dass alle weniger oft zum Waschbecken gingen und ihre Hände desinfizierten.

Studienautorin Hengchen Dia erklärt dazu in der Harvard Business Review:

Most research on the length and intensity of work days has focused on the long-term impact of work demands on work engagement and job performance. We highlight the immediate costs of work demands that can accumulate within even a few hours of the start of a busy work day. Our findings are consistent with this notion that this constant switching of gears can wear out our self-regulatory muscles, leading us to focus more on primary tasks and devote less attention to secondary tasks.

Diese „secondary-task fatigue“ kann auch ein Problem in anderen Branchen darstellen, beispielsweise auf Bohrinseln, wo Sicherheitsvorschriften missachtet werden oder im Investmentbanking, wo bis in die späte Nacht gearbeitet wird, was sich negativ auf die Compliance niederschlagen kann.

Frische Luft und eine Pause helfen

Das Fazit daraus: Um die Aufmerksamkeit ihrer Mitarbeiter aufrecht zu halten, sollten Manager darauf achten, dass ausreichend Pausen eingelegt werden. Je länger eine Arbeitstag, desto länger muss auch Zeit zum Durchatmen sein:

Dai recommends that managers develop ways to remind employees of their secondary tasks, particularly on the tail end of a shift, and to think about implementing different types of interventions throughout the workday that can “alter the daily pace of work and help employees recover their self-regulatory capacity periodically.” She also says that supervisors can encourage others (and remind themselves) to take advantage of activities that research shows can combat fatigue, like taking a nap or looking at natural scenery.

Quellen:

Melissa Dahl, Busy Health-Care Workers Wash Their Hands Less, NYMag.com, 10. September 2014

Gretchen Gavett, Research: We’re Too Busy to Follow the Rules, Harvard Business Review Online, 10.9.2014

Hengchen Dai et al., The Impact of Time at Work and Time Off from Work on Rule Compliance: The Case of Hand Hygiene in Healthcare, The Wharton School Research Paper No. 56, 5. September 2014