Wenn CEOs Väter werden ändern sich deren soziale Präferenzen – und das Verhalten

Es ist bereits belegt, dass Kinder die sozialen Präferenzen ihrer Eltern beeinflussen. Doch was bedeutet es für die Mitarbeiter eines Unternehmens, wenn ihr Chef Vater wird? Eine neues Paper liefert dafür erste Anhaltspunkte.

Wenn CEOs Väter werden ändern sich deren soziale Präferenzen – und das Verhalten
Es ist bereits belegt, dass Kinder die sozialen Präferenzen ihrer Eltern beeinflussen. Doch was bedeutet es für die Mitarbeiter eines Unternehmens, wenn ihr Chef Vater wird? Eine neues Paper liefert dafür erste Anhaltspunkte.

Vater und Tochter: JFK with Caroline on the Honey Fitz, 1963. Lizenz: Public Domain

Unternehmen sind immer auch Spiegelbilder ihrer Topmanager. Ausbildung und bisherige berufliche Stationen fliessen genau so in deren Entscheidungen ein wie Erfahrungen und soziale Präferenzen. Bleibt die Frage, wie sich private Ereignisse auf die sozialen Präferenzen und das Verhalten des Managements auswirken – zum Beispiel die Geburt eines Kindes.

Immerhin ist Vaterschaft auch mit einer Umstellung des persönlichen Lebensstils verbunden. Es gilt, die Rolle des Versorgers neu zu bewerten und damit die nach wie vor gängigen gesellschaftlichen Normen zu erfüllen.

Gleichzeitig beginnen nicht nur Eltern, dem Nachwuchs ihr Wertesystem zu vermitteln, sondern gleichzeitig werden deren sozialen Präferenzen beeinflusst, wie die Forschung bereits zeigte: Väter von Töchtern verhalten sich etwa nach deren Geburt oft weniger autoritär und erleben eine Art feminine Sozialisierung (Cowan and Cowan, 1992).

Michael S. Dahl (Aalborg University), Cristian L. Dezso (University of Maryland) und David Gaddis Ross (Columbia Business School) haben nun untersucht, wie es sich auf die Gehälter der Mitarbeiter und die eigene Entlohnung auswirkt, wenn ein CEO frischgebackener Vater ist. Als Grundlage zur Analyse dienten den Wissenschaftlern Daten von 10.655 privatwirtschaftlichen Unternehmen in Dänemark aus den Jahren 1996 bis 2006.

Mitarbeiterinnen profitieren

Ihre Erkenntnisse sind zum Teil überraschend: Männliche CEOs bemessen etwa nach der Geburt ihres Kindes die Gehälter ihrer Mitarbeiter weniger grosszügig. Allerdings wird dieser Effekt deutlich gemildert, wenn sie eine Tochter bekommen. Ist diese noch dazu das erste Kind, profitieren vor allem weibliche Arbeitskräfte von diesen mildernden Umständen: In diesem Fall können deren Gehälter sogar steigen.

Ausserdem neigen Topmanager, die soeben Vater wurden, eher dazu, sich selbst mehr zu bezahlen. Die Autoren vermuten in diesem Zusammenhang, dass frischgebackene Vater dafür dann härter arbeiten oder die Investitionen reduzieren, um höhere Gehälter für sich und einige Mitarbeiter zu ermöglichen.

Diese Datenanalyse der Ökonomen zeigt einmal mehr, dass soziale Präferenzen eine massgebliche Rolle beim Verhalten von Menschen spielen und von vielen – auch unerwarteten und irrationalen – Faktoren massgeblich beeinflusst werden können. Gleichzeitig wird deutlich, dass soziale Präferenzen nicht zementiert sind, sondern sich unter dem Einfluss externer Ereignisse stetig verändern.

Doch diese Analyse  stösst auch an viele Grenzen. Das Datenmaterial zeigt zum Beispiel nicht, ob der Vater und Vorgesetzte seine Mitarbeiter nicht auch anders als monetär belohnt – zum Beispiel, indem er ihnen mehr Freizeit gönnt, um bei ihren Kindern zu sein. Zudem lassen sich die Ergebnisse aus Dänemark nur schwer auf andere Länder umzulegen, da Geschlechterrollen im Zusammenhang mit Kindern kulturell sehr unterschiedlich ausgeprägt sind.

Fazit:

  • Die sozialen Präferenzen haben einen wesentlichen Einfluss auf des Verhalten des Managements.
  • Die sozialen Präferenzen sind einem stetigen Wandel unterwürfen und werden auch massgeblich von privaten Ereignissen wie der Geburt eines Kindes beeinflusst.
  • Die umfangreiche Analyse von Daten zeigt, dass es sich auch auf die Entlohnung von Mitarbeitern auswirken kann, wenn ein CEO Vater wird – und dass dabei auch überraschende Zusammenhänge mit dem Geschlecht des Kindes auftreten.

Quelle: Fatherhood and Managerial Style: How a Male CEO’s Children Affect the Wages of His Employees>>