Ein Experiment zum Taxifahren in Athen: Unter welchen Bedingungen Credence Goods deren Anbieter zum Betrug verleiten

Man kennt die Situationen nur allzu gut aus dem täglichen Leben. Egal ob bei Autoreparaturen, medizinischen Behandlungen, Medikamenten oder Taxifahrten – der Anbieter weiß prinzipiell viel mehr über die tatsächliche Qualität des konsumierten Gutes als der Nachfrager. Und leider hinterlassen […]

Ein Experiment zum Taxifahren in Athen: Unter welchen Bedingungen Credence Goods deren Anbieter zum Betrug verleiten
Taxis in Athen. Foto: MPD01605, Lizenz: CC BY-SA 2.0

Man kennt die Situationen nur allzu gut aus dem täglichen Leben. Egal ob bei Autoreparaturen, medizinischen Behandlungen, Medikamenten oder Taxifahrten – der Anbieter weiß prinzipiell viel mehr über die tatsächliche Qualität des konsumierten Gutes als der Nachfrager. Und leider hinterlassen solche Situationen gelegentlich beim Nachfrager das Gefühl, vom Anbieter betrogen worden zu sein.

Es handelt sich bei den hier verhandelten Gütern um so genannte Credence Goods (Vertrauensgüter), die von hohen Informationsasymmetrien zwischen Anbietern und Verbrauchern geprägt sind. Die Ökonomen Loukas Balafoutas, Adrian Beck, Rudolf Kerschbamer und Matthias Sutter haben nun im Rahmen eines Feldexperiments untersucht, ob die Informationsasymmetrien bei Credence Goods tatsächlich mehr zu Betrug einladen als andere Güter.

Gegenstand ihrer Untersuchungen waren Taxifahrten in Athen, Griechenland. Bei 174 Fahrten über eine Gesamtdistanz von 2200 Kilometern wurden via GPS die von den Taxifahrern gewählten Routen aufgezeichnet und mit den Angaben verglichen, die die drei Test-Passagiere des Experimentes vor der Fahrt gemacht hatten. Zwei sprachen auf Griechisch mit den Fahrern, einer auf Englisch. Gleichzeitig wurde dem Taxifahrer mit Kleidung und Destination (einem Hotel) ein Eindruck des jeweiligen Einkommens der Passagier vermittelt.

Die Resultate in Kürze: Nicht-Athener und Nicht-Griechen waren deutlich öfter Opfer von unnötigem Overtreatment. Nicht-Griechen wurden deutlich öfter höhere Tarife verrechnet (Overcharging). Nur die These, dass Passagiere mit höherem Einkommen eher zu Betrug verleiten, ließ sich im Rahmen des Experimentes nicht erhärten.

Fazit:

  • In einer globalisierten Wirtschaft nimmt der Handel mit Credence Goods (Vertrauensgütern) immer mehr zu.
  • Credence Goods sind von hohen Informationsasymmetrien zwischen Anbietern und Verbrauchern geprägt.
  • Die Informationsasymmetrien bei Credence Goods verleiten Anbieter zu Betrug – ein Problem, das sich mit kulturellen Unterschieden innerhalb einer globalisierten Wirtschaftswelt noch verstärken kann.
  • Mit transparentem und fairem Pricing lassen sich diese Informationsasymmetrien vom Anbieter abbauen.

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