Mit «Ja, ich will» an die Spitze: Wie können Frauen Karriere machen?

Die Prototypen existieren. Frauen, die sich durch Mut, Tatendrang und intrinsische Motivation einen Platz im Topmanagement erkämpft haben. Dennoch befinden wir uns in einer Welt, die von einer Geschlechtergleichheit auf Vorstands- und Managementsebene weit entfernt ist. Das Verhältnis ist erschreckend. Ca. 10 von 100 Vorstandsmitgliedern sind Frauen und dies, obwohl der Frauenanteil in der Bevölkerung aus rund 50% besteht. Was fehlt, ist die «Willingness to change», die Bereitschaft von Unternehmen systematische Veränderungen einzuführen, so dass auch Frauen ihren Platz in der Führungsetage finden können.

Die Musterbrecherin

Am 22. September diskutierten Simone Menne, Simon Sagmeister, Andrea Gutman und Mirjam Bamberger in der Podiumsdiskussion «Die Musterbrecherin» darüber, welche Faktoren Frauen dazu ermutigen, den Weg nach oben anzutreten. Zudem sprachen sie über die Hindernisse, die Frauen dabei begegnen und welche Massnahmen ergriffen werden müssen, um die Geschlechtergleichheit in Unternehmen zu fördern. Des Weiteren präsentierten Andrea Gutman und Simon Sagmeister die Ergebnisse ihrer Studie, in der sie sich die Frage stellten, wie Frauen in einem männerdominierten Umfeld Karriere machen können und welchen Einfluss dabei die Unternehmenskultur spielt. Um die Resultate dieser Studie zu unterstreichen, gaben die Musterbrecherinnen Simone Menne und Mirjam Bamberger einen einmaligen Einblick in ihre eigenen Erfahrungen und verrieten, wie sie es geschafft haben, die gläserne Decke zu durchbrechen.

 

Wie machen Frauen Karriere? Persönliche Faktoren und Sozialisation als grösste Einflussfaktoren

Die Studie «Die Musterbrecherin» zeigte, dass persönliche Faktoren wie Charakter, Selbstbewusstsein, Motivation und Mut den grössten Einfluss auf den Karrieregang einer Frau haben. Dies bestätigte auch Mirjam Bamberger, CEO AXA Luxembourg & CEO AXA Wealth Europe mit Anekdoten aus ihrer eigenen Karriere. «Ich habe die Dinge selbst angepackt und habe durch meine «Ja, ich will»-Einstellung Muster gebrochen. Wenn neue Türen aufgingen, habe ich nicht gezögert und die Chance ergriffen. Ich bin zu keinem Zeitpunkt in meiner Komfortzone geblieben.»

Zusätzliche berichteten die rund 40 Topmanagerinnen, welche in der Studie teilnahmen, dass auch die eigene Sozialisation massgebend für ihren Karriereerfolg verantwortlich war.

Gleichzeitig machte die Studie auch auf Faktoren aufmerksam, welche Frauen auf ihrem Weg nach oben hindern. Zu den hier am meist genannten gehören gesellschaftliche-, wie auch Unternehmensfaktoren. «Starre Hierarchien, fehlende weibliche Rollenmodelle und das fehlende Angebot flexibler Arbeitszeitgestaltung behindern den Karriereerfolg von Frauen», so Andrea Gutmann, Gründerin von plan a/ndrea gutmann und womenizing. Wichtig seien individuelle Mentoren und Mentorinnen und der Verzicht auf breit angesetzte Diversity-Programme, da diese eher zur Förderung verschiedener Stereotypen führen würden, als zur Verbesserung der Geschlechtergleichheit.

Förderliche Faktoren:

Hinderliche Faktoren:

 

Der Zusammenhang zwischen Unternehmenskulturen und Frauenkarrieren

 Simon Sagmeister und Andrea Gutman untersuchten zusätzlich den Zusammenhang zwischen Unternehmenskulturen und Frauenkarrieren. Durch die Verwendung einer «Culture Map» kristallisierten sich insbesondere zwei Unternehmenskultur-Aspekte heraus, die Frauen auf dem Weg an die Spitze unterstützen. «Die Möglichkeit, sich mit Leistung und guten Resultaten profilieren zu können, sowie das Vorhandensein wohlwollender Mentoren und persönlicher Netzwerke, sind zwei Aspekte einer Unternehmenskultur, die sich förderlich auf die Karriere einer Frau auswirken», erläuterte Simon Sagmeister, Gründer und Geschäftsführer von “The Culture Institute“. Zusätzlich verriet Sagmeister, dass andere Werte, wie formale Strukturen und klare Regeln in der Karriereplanung, die grössten Hindernisse darstellen. Um die Geschlechtergleichheit zu fördern, sei es wichtig, Benachteiligungen auszugleichen, Chancengleichheit herzustellen und anschliessend auf eine Leistungskultur umzusteigen. Dies führe dazu, dass sich Frauen in einer männerdominierten Unternehmenswelt behaupten können und ihre Leistungen gesehen werden.

Unternehmenskultur:

 

Und jetzt? Wie geht es weiter?

 Mut, Tatendrang, intrinsische Motivation und die stetige Bereitschaft die Extrameile zu gehen, dies war und ist das Erfolgsrezept der heutigen Musterbrecherinnen. Dennoch stellt sich die Frage, wie auch Frauen, die den Mut nicht aufbringen können, die gläserne Decke zu durchbrechen, ihren Weg in die Führungsetage finden können. «Die Macht liegt bei den Männern, denjenigen, die bereit sind, für Frauen Muster zu brechen. Denjenigen, die Talente und Ambitionen erkennen, sich für Frauen einsetzen und diese fördern», erläuterte Simone Menne, Aufsichtsrätin von BMW und der Deutschen Post AG. Auch Bamberger äusserte sich über die Bedeutsamkeit der «He for She» Bewegung. «Es braucht Sponsoren, Männer die gut über Frauen sprechen und sie zu einem «Ja, ich will» ermutigen.»

Neben dem individuellen Mentoring nannten die Diskussionsteilnehmer:innen auch andere Massnahmen, die eingeführt werden müssen, um die Geschlechtergleichheit zu fördern. Dazu gehören die Gehaltssicherheit, flexible Arbeitszeiten, die Bestätigung und Ermutigung durch Arbeitskollegen und eine Leistungskultur, in der Talent, Potenzial und Ambitionen erkannt und belohnt werden. «Es sind Kleinigkeiten. Massnahmen die wir alle kennen. Die Macht liegt nun in den Händen der Männer, aber auch in den Händen derjenigen Frauen, die es geschafft haben, Muster zu durchbrechen», erläuterte Bamberger gegen Ende der Diskussion. Somit wird es klar, um in der Gesellschaft etwas zu ändern, braucht es Druck von innen und von aussen, Musterbrecher und Musterbrecherinnen, die den Mut aufbringen, den Status Quo anzufechten und mit Zuversicht in die Zukunft blicken. Nur so schafft man gemeinsam den Schritt in eine Welt, in der Geschlechtergleichheit kein Wunsch mehr, sondern Realität ist.

> Link zur Studie “Die Musterbrecherin”