Entscheidungen in der Gruppe können eher zu unehrlichem Verhalten führen

Regelübertretungen sind meist ein Abgleich zwischen Gewinnstreben und Aufrichtigkeit. Eine Studie zeigt, dass die Compliance vor allem innerhalb von Gruppen gering ausfällt – was teilweise auf spätere individuelle Entscheidungen übergeht.

Entscheidungen in der Gruppe können eher zu unehrlichem Verhalten führen

Management-Entscheidungen sind oft ein Kompromiss aus dem Befolgen von Regeln sowie einiger Regelverstösse, um den Gewinn zu erhöhen – inklusive des Risikos, entdeckt und bestraft zu werden (man denke etwa an die letzten Abgasskandale in der Autoindustrie). Drei Elemente sind für die Grundlage solcher Entscheidungen ausschlaggebend: Die Einhaltung einer (moralischen) Norm, das Risiko der Entdeckung und ob die Entscheidungsfindung allein oder in einer Gruppe stattfindet.

Ein neues Paper des Instituts für Höhere Studien in Wien analysiert solche Gruppenentscheidungen. Anders als bei bisherigen Arbeiten wurde dabei die Möglichkeit eingeführt, dass der Normverstoß erkannt und geahndet werden kann. Entscheidungsträger in diesem Experiment waren entweder Einzelpersonen oder Gruppen von drei Mitgliedern, die für die Abgabe der Steuererklärung verantwortlich waren. Wie allgemein bekannt: Falls weniger Einkommen als tatsächlich verdient angegeben wird, verringert sich die Steuerlast, was möglicherweise den Gewinn erhöht. Wenn allerdings per Steuerprüfung Betrug festgestellt wird, muss die Organisation die hinterzogenen Steuern sowie Strafe zahlen.

Spillover-Effekt nach Entscheidungen in der Gruppe

Die Studienergebnisse konnten die vorhandenen Beweise aus bisherigen Versuchsanordnungen ohne Bussgelder bestätigen: Gruppen verhielten sich weniger ehrlich als Einzelpersonen. Die Einschätzung des Risikos ist dabei der wichtigste Aspekt bei der Entscheidungsfindung innerhalb einer Gruppe.

Ausserdem wurden Beweise für einen Nebeneffekt von Gruppenentscheidungen auf die spätere – individuelle – Einhaltung gefunden:

Part of the individual-group dishonesty shift in compliance seems permanent even when former group members are asked to take a subsequent individual decision. However, we still observe that compliance is significantly higher in the final individual setting after the group interaction than in the group setting itself.

Fazit: Gruppen scheinen tatsächlich eher dazu zu neigen, sich unehrlicher zu verhalten als Einzelpersonen. Besonders das Risiko, entdeckt zu werden, ist dabei ausschlaggebend und muss in Zukunft genauer untersucht werden:

If there is a risk of being detected, it seems that the individual-group dishonesty shift becomes even more important. Future work should look at different detection probabilities to further corroborate this preliminary result.

Quelle: Martin Fochmann, Martin G. Kocher, Nadja Müller, Nadja Wolf, Dishonesty and Risk-Taking: Compliance Decisions of Individuals and Groups, IHS Working Paper 8, August 2019