Nudging für die Klimawende: Was wirkt – und was nicht – können nur Experimente aufzeigen

Als politisches Instrumentarium zeigen Nudges ihre Wirkung – auch für Verhaltensänderungen im Sinne eines nachhaltigeren Lebensstils. Doch sie können auch unerwünschte Nebenwirkungen haben. Diese gilt es durch laufende Experimente auszuschliessen.

Nudging für die Klimawende: Was wirkt – und was nicht – können nur Experimente aufzeigen

In den USA erhalten mittlerweile zahlreiche Haushalte Stromrechnungen, die den jeweiligen Energieverbrauch mit jenem der Nachbarn vergleichen. Damit steigt die Motivation, weniger verschwenderisch mit wertvollen Ressourcen umzugehen. Ein weiteres gerne zitiertes Anwendungsbeispiel für Nudges aus den USA ist auch der automatische Opt-in in Beiträge für die Pensionsvorsorge – es sei denn, Menschen entscheiden sich aktiv für ein Opt-out. Auf diese Weise werden Menschen dazu angestupst fürs Alter vorzusorgen ohne dabei ihre Entscheidungsfreiheit einzuschränken.

Nudges wie diese werden mittlerweile von Politik und Verwaltung gerne eingesetzt, weil sie oft sehr einfach und kostengünstig zu implementieren sind. Eine neue Studie von Forschern der Universitäten Carnegie Mellon, Fordham und Harvard hat jedoch ergeben, dass Nudging auch unerwünschte Wirkungen zeigen können, etwa wenn dadurch der Wille zur Unterstützung anderer Massnahmen verringert wird. Das kann vor allem deshalb zum Problem werden, weil Nudges immer nur eine komplementäre Massnahme sind, also zum Beispiel begleitend zu härterer Regulierung wie einer Kohlenstoffsteuer.

Im Rahmen von sechs Studien stellten die Forscher fest, dass zum Beispiel gerade die Unterstützung für eine CO2-Steuer abnimmt, sobald Menschen bereits in Richtung Öko-Energie gestupst werden. Im ersten Experiment befürworteten mehr als 70 Prozent der Teilnehmer die Einführung einer Kohlendioxidsteuer, als diese als einzige verfügbare Option angegeben wurde. Als sich private Energieverbraucher auch für Nudging pro “grüne Energie” aussprechen konnten, waren nur noch 55 Prozent der Teilnehmer für die Umsetzung der Steuer. Auch Teilnehmende mit Fachwissen und Erfahrung in der öffentlichen Politik sprachen sich stark für die Nudging-Variante aus, obwohl ihnen der überschaubare Wirkungsgrad bewusst sein sollte.

George Loewenstein, einer der Studienautoren, kommentiert das Ergebnis:

In an ideal world, we would have a place for both nudges and heavy-handed interventions to combat climate change. However, our results indicate that an effort to deploy nudges can backfire by reducing the likelihood that the most effective policies will be supported and implemented.

Das Dilemma kann jedoch durch Experimentability bei der Umsetzung gelöst werden: Im Abschluss-Experiment zeigte sich, dass die Probanden sowohl das „grüne“ Nudging als auch eine CO2-Steuer unterstützen, wenn ihre Wahrnehmung während der Entscheidungsfindung korrigiert wird – man muss sie einfach nur über die vergleichsweise geringen Auswirkungen des Stupsers aufklären beziehungsweise darüber informieren, dass Einnahmen aus einer Kohlenstoffsteuer dazu verwendet werden könnten, andere Steuern zu reduzieren.

Quellen: