Warum es uns so schwer fällt, langfristige Entscheidungen einzuhalten

Kurzfristige Ereignisse torpedieren das Entscheidungsverhalten und erschweren das Einhalten zeitintensiver Commitments, zeigt eine deutsche Studie. Erkenntnisse, die beim Verstehen und Behandeln von Suchterkrankungen oder Übergewicht helfen können.

Warum es uns so schwer fällt, langfristige Entscheidungen einzuhalten

Um eine langfristige Entscheidung zu treffen, nimmt unser Gehirn meistens kurzfristige Belohnungen oder Bestrafungen als Referenz. Das passt nicht immer zu langfristigen Zielen. Beispielsweise verlangt die Entscheidung zum Abnehmen einen langen Atem. Der schnelle Griff zu einem schmackhaften Burger kann solche Pläne immer wieder durchkreuzen oder zunichte machen.

Die Verwendung von Kurz- und Langzeit-Informationen ist mit verschiedenen Lernmechanismen verbunden, doch fehlten bisher neuronale Belege dafür, wie diese beiden miteinander vereinbar sind.

Eine Studie der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg zeigt nun, dass langfristige, schlussfolgerungsbasierte Überzeugungen durch kurzfristige Belohnungserfahrungen beeinflusst werden. Eine wichtige Erkenntnis, die etwa auch im Verstehen und der Behandlung von Suchterkrankungen eingesetzt werden kann. Dazu Studienleiter Adrian Fischer:

Der Mensch kann als einziges Lebewesen Wissen direkt nutzen, um sich – ungeachtet kurzfristiger Belohnungen oder Bestrafungen – für langfristig optimale Lösungen zu entscheiden. Manchmal basieren diese Entscheidungen auf eigenen Erfahrungen, aber oft müssen wir uns auf abstrakte Informationen verlassen, da wir langfristige Konsequenzen unserer Entscheidungen nicht selbst erlebt haben.

Nicht erlebtes Wissen ist für viele abstrakt

Für viele Menschen ist das Wissen, dass die falsche Ernährung langfristig fatale Folgen für ihre Gesundheit hat, zu abstrakt, da (noch) nicht selbst erlebt. Im Jetzt überwiegt das geschmackliche Erlebnis einer ungesunden Speise, und die ungesunden Langzeitwirkungen werden vernachlässigt.

Im Vergleich zu den Entscheidungen eines Computers waren die Probanden besagter Studie meistens von gerade geschehenen Ereignissen beeinflusst und konnten die Zukunft schwerer einschätzen. Mit Hilfe von MRT-Untersuchungen entdeckte man aber ausserdem, dass ausgerechnet jene Personen, deren Hirnaktivität am ehesten die letzten Ereignisse widerspiegelte, die Folgen ihrer Entscheidungen am besten einschätzen konnten.

Die Wissenschaftler erklären sich dieses Phänomen mit der noch nicht erfolgten Einordnung aktueller Geschehnisse im Gehirn:

Das legt nahe, dass nicht ein Mangel von Wissen einzelne Menschen schlechtere langfristige Entscheidungen treffen lässt, sondern die fehlende Integration von direkten Erlebnissen.

Quellen: