Eine kleine Lüge hie und da lässt uns leichter durchs Leben gleiten. Ein gewisses Mass an Unehrlichkeit liegt einfach in der Natur des Menschen. Das zeigt etwa die Arbeit von Dan Ariely und Francesca Gino: Unsere Lügen gehen meist nur so weit, dass wir uns gerade noch in den Spiegel schauen können.
Eine neuere Forschungsarbeit von Nina Mazar und Scott Hawkins konzentriert sich auf das ideale Design von Formularen, um Abkürzungen beim Ausfüllen möglichst zu vermeiden.
Bequemlichkeit siegt
Dafür mussten die Teilnehmenden einfache Aufgaben am Computer erfüllen, wofür sie auch bezahlt wurden. Aber: Es winkte noch mehr Geld, wenn bestimmte Antworten gegeben wurden, die gar nicht der Wahrheit entsprachen.
Die Ergebnisse zeigten, dass Menschen gerne den bequemsten Weg nehmen, in diesem Fall der Default – egal, ob dieser korrekt ist oder nicht.
People cheated most when they could passively accept the default answer that was actually incorrect – i.e. they omitted to correct the default answer, and instead took no action and went with the flow.
People cheated less when they had to override the correct, default answer to give an untruthful answer – i.e. they tended to accept the existing truthful answer.
Die daraus abgeleitete These: Je mehr Aufwand wir für eine Entscheidung benötigen, desto eher keimt in uns das Gefühl, unlautere Absichten zu verfolgen. Lieber folgen wir dem “Flow”. Beim Ausfüllen eines Formulares heisst dies: Wenn wir eine oder zwei Fragen absichtlich nicht beantworten oder eine Standard-Anwort akzeptieren, obwohl sie falsch ist, rechtfertigen wir vor uns selbst mit Faulheit, Nicht-Verstehen oder Übersehen.
Diese Erkenntnisse können für das Design von Formularen genützt werden. Es macht etwa einen Unterschied, wenn Menschen in ein Formularfeld aktiv eine “0” schreiben müssen, oder ob ein leeres Feld automatisch als Null zählt.
Auch wissen wir mittlerweile aus Experimenten, dass es nicht nur praktisch ist, wenn persönliche Daten wie Name und Email bereits vorausgefüllt sind. So ein Feature steigert auch die Quote ehrlicher Angaben in den weiteren Formularfeldern – und gar voreingestellte Eingaben zu ersetzen, bedeutet den meisten Menschen vviel zu viel Aufwand.
Nina Mazar, von der viele Arbeiten zu diesem Thema stammen, ist übrigens auch Gast bei der nächsten Academy of Behavioral Economics am Gottlieb Duttweiler Institute zum Thema “Wie die digitale Revolution unser Verhalten beeinflusst”. Mehr Informationen zu dieser Veranstaltung finden sich hier.
Quellen:
- Crawford Hollingworth, Cracking the Cheat Code, Research Live, 21 February 2017
- Mazar, N. & Hawkins, S. “Choice architecture in conflicts of interest: Defaults as physical and psychological barriers to (dis)honesty” Journal of Experimental Social Psychology, Volume 59, July 2015, Pages 113–117