Wie Cass Sunstein der Kritik an Nudges begegnet

Manipulativ, bevormundend, nicht wirksam – die Kritik an Nudges reibt sich meist an diesen Begriffe. Cass Sunstein reagiert in einem neuen Paper auf die Vorwürfe.

Wie Cass Sunstein der Kritik an Nudges begegnet

Nudging hat in den vergangenen Jahren einen bespiellosen Siegeszug hingelegt. Erfolge rufen meistens Skeptiker auf den Plan – im Fall von Nudging wird gerne von Manipulation gesprochen oder, dass die Grundannahmen zur menschlichen Irrationalität schlichtweg falsch seien.

Cass Sunstein, der den Begriff Nudging einst gemeinsam mit Richard Thaler prägte, hat nun ein Paper publiziert, in dem er die unterschiedlichen Zweifel zu entkräften versucht.

Darin erklärt er gleich zu Beginn, was alles nicht unter Nudging fällt – Steuern etwa, Strafen oder gar Gefängnis. Entscheidend sei, dass die Wahlfreiheit bleibt. Nudges können den Betreffenden beispielsweise informieren oder Entscheidungen vereinfachen. Und manche Nudges funktionieren vor allem deshalb gut, weil sie die menschliche Trägheit nützen.

Informationen machen den Konsumenten mündiger

Was steckt also hinter den Vorwürfen, dass Nudging eine Einschränkung der menschlichen Handlungsfreiheit darstelle und als öffentliches Kontrollinstrument missbraucht werde? Nichts, so Sunstein, denn wie schon erwähnt: Die persönliche Entscheidungsfreiheit bleibe immer erhalten beziehungsweise könne sie damit sogar gestärkt werden. Man denke nur an Nährwert-Tabellen oder Risikohinweise auf Produkten, die den Konsumenten mündiger in seiner Entscheidung machen.

Auch mit den Befürchtungen, dass Nudging von öffentlicher Hand ein zu grosses Vertrauen in die Regierung voraussetze, dass es verdeckt stattfinde, oder dass damit nur Randprobleme anstatt des Gesamtbildes bearbeitet würden, beschäftigt sich Sunstein.

Das Argument der Manipulation argumentiert er anhand von Beispielen weg:

If people are reminded that they have a doctor’s appointment next Thursday, no one is manipulating them. The same is true if people are given information about the caloric content of food or if they are warned that certain foods contain shellfish or nuts, or that if they take more than the recommended dosage of Benadryl, something bad might happen.

Ähnlich widerspricht er den Befürchtungen, dass Nudging die unterschiedlichen menschlichen Biases ausnütze. Den bisherigen Erfolg von Nudging-Massnahmen und der in den vergangenen Jahren entstandenen Nudging-Units kommentiert er kurz und knapp so:

Money has been saved; so have lives.

Quelle:

Cass R. Sunstein, Misconceptions About Nudges, ssrn.com, September 6, 2017