Boni-Kultur in Schweizer Grossbanken: “Gefragt ist wieder mehr Mass”

Boni zerschlagen die intrinsische Motivation und ziehen die falschen Arbeitnehmer an. Ein stabiles Gehaltssystem könnte das kranke Entlohnungssystem sanieren, so ein Kommentar in der NZZ, der sich auch auf die Arbeit von Ernst Fehr bezieht.

Boni-Kultur in Schweizer Grossbanken: "Gefragt ist wieder mehr Mass"

Peter A. Fischer kommentierte vor Kurzem in der NZZ zur zur Boni-Kultur der Schweizer Grossbanken: “Vergütungssysteme, die bei Milliardenverlusten die Bonustöpfe stärker füllen, sind nicht effizient. Die dafür verantwortlichen Verwaltungsräte schaden dem liberalen Fundament, das die Schweizer Wirtschaft braucht,” so Fischer. Und weiter: “Es braucht wieder mehr Mass.”

Wenig nachhaltig: Jährliche Gehalts-Neuverhandlungen

Ernst Fehr hat nachgewiesen, dass das aktuelle Vergütungssystem in Kombination mit schwachen Verwaltungsräten Glücksgriffe belohnt und Misserfolge im schlimmsten Fall nachträglich kompensiert. Helfen könnten längere Haltefristen auf Aktien und Rückforderungsklauseln, die als Bonus gewährt wurden. Jährliche Gehalts-Neuverhandlungen hebeln dieses System allerdings aus.

Ein stabiles Gehaltssystem schlägt Ernst Fehr als Lösung vor, das “einfach ist und sich automatisch am Mehrwert oder am Wertverlust ausrichtet, den eine Unternehmensleitung im Vergleich zur Entwicklung eines breiten Bündels anderer kotierter Firmen schafft.”

Prinzipiell erzeugen Boni einen falschen Arbeitsanreiz: Die intrinsische Motivation geht dadurch verloren, die Tendenz, mittels Regelbrüchen an die Belohnung zu kommen, steigt. Und das geht auf Kosten der Allgemeinheit.

Fischer dazu:

Sosehr Löhne eine private Angelegenheit sind, so haben die Boni-Exzesse der unter Margendruck geratenen Grossbanken doch auch eine öffentliche Dimension. Der Steuerzahler hat nämlich ein berechtigtes Interesse daran, dass er die systemrelevanten Banken nicht stützen muss und dass diese ein solides Kapitalpolster höher gewichten als die Begehrlichkeiten der Boni-Empfänger. Masslose Boni erodieren nicht zuletzt auch den demokratischen Rückhalt für das liberale marktwirtschaftliche Fundament, auf dem der Erfolg der ganzen Schweizer Wirtschaft fusst.

Quelle: Peter A. Fischer, Bei Grossbanken herrscht eine masslose Boni-Kultur, nzz.ch, 21.4.2017