Anlässlich der bevorstehenden UN-Klimakonferenz in Paris wenden sich die Wirtschaftswissenschaftler Axel Ockenfels und Peter Cramton von der Universität zu Köln zusammen mit ihren Kollegen David MacKay und Steven Stoft an die Klimapolitiker. In der renommierten Wissenschaftszeitschrift Nature erläutern die Wissenschaftler, warum trotz diplomatischem Zweckoptimismus auch in Paris nicht mit einem nachhaltigen Erfolg im Kampf gegen den Klimawandel gerechnet werden kann. Der Grund liege darin, dass sich Paris allein auf das altruistische Wohlwollen der Staaten verlasse, so die Ökonomen. Die Erfahrung und die Kooperationsforschung lehren jedoch nachdrücklich, dass dies bei weitem nicht für die notwendigen Kooperationsanstrengungen ausreichen werde, erklären die Wissenschaftler.
Professor Dr. Axel Ockenfels ist ein international bekannter Experte für Kooperationsforschung und Verhandlungsdesign, sein Kollege Professor Dr. Peter Cramton ist ein weltweit bekannter Marktdesigner und Mitglied der Kölner International Faculty. Professor Dr. David MacKay ist Professor of Engineering an der Universität Cambridge und war von 2009 bis 2014 wissenschaftlicher Berater des Department of Energy and Climate Change (DECC) der britischen Regierung. Dr. Steven Stoft ist Ökonom und Berater aus Berkeley.
Reziprozität als Schlüssel zum Erfolg
Um die Klimaverhandlungen zum Erfolg zu führen, empfehlen die Wissenschaftler zunächst, eine gemeinsame Verpflichtung anzustreben. Ockenfels erklärt: „Alle Wissenschaftsdisziplinen, die sich mit Kooperation beschäftigen, haben gezeigt, dass Gegenseitigkeit der Schlüssel zum Erfolg ist: ‚Ich kooperiere, wenn ihr auch kooperiert’. Das gilt für die Frage, wer den Abwasch in der Wohngemeinschaft macht, genauso wie bei internationalen Handels- oder Rüstungsabkommen. So entstehen Anreize mitzumachen und letztlich auch das Vertrauen, das für jede Kooperation essenziell ist. Gegenseitigkeit kann aber nur mit einer gemeinsamen Verpflichtung funktionieren. Leider setzt Paris aber auf hunderte, selbst-definierte und unvergleichbare Pläne der Staaten; so schafft man vielleicht Misstrauen, aber keine Kooperation.“
Die Wissenschaftler schlagen konkret vor, dass sich die Verhandlungen auf ein internationales Preisziel für die Emission von CO2 konzentrieren. Diese bilden einen einfachen und akzeptablen Fokalpunkt für nationale Verpflichtungen, reduzieren nationale Risiken im Vergleich zu Emissionszielen, lassen sich flexibel mit vielen populären Politikinstrumenten vereinbaren, wie dem Emissionshandel oder der Brennstoffsteuer, und führen effektiv zur Emissionsvermeidung.
Kooperation kann den Stillstand beenden
Ökonomen preisen schon seit langem Kohlenstoffpreise als effizientes und effektives nationales Klimapolitikinstrument. Neu ist nun die Erkenntnis, dass Preisziele auch die Blockade bei den internationalen Klimaverhandlungen lösen können. “Nach mehr als 20 Jahren gescheiterter Verhandlungen ist die Zeit gekommen, etwas Neues zu versuchen, anstatt sich mit dem Stillstand abzufinden“, so Ockenfels. „Die Erkenntnisse der Kooperations- und Verhandlungsforschung der letzten Dekaden können hier einen wertvollen Beitrag leisten und so entscheidend zur Lösung eines der schwierigsten Dilemmata der Menschheitsgeschichte beitragen.”
Axel Ockenfels beschäftigt sich bereits seit geraumer Zeit mit Fragen rund ums Markt- und Verhandlungsdesign, einschließlich Anwendungen in der Klimapolitik. Im März dieses Jahres organisierte er einen Workshop an der Stanford University zu dem Thema, an dem auch der Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften, Kenneth Arrow, teilnahm. Dieser führte zu einem Symposium, dessen Ergebnisse Ockenfels zusammen mit Cramton und Stoft im September 2015 in der Zeitschrift „Economics of Energy & Environmental Policy“ herausgegeben haben, und zu dem international anerkannte Klimaökonomen sowie zwei Nobelpreisträger, die Ökonomen Jean Tirole und Joseph E. Stiglitz, beigetragen haben. Der Kommentar in Nature ist nicht zuletzt das Ergebnis dieser Vorarbeiten.
Quellen: