Feldexperiment: Wie man Menschen zu freiwilliger Mitarbeit motiviert

Menschen, die sich freiwillig und ehrenamtlich betätigen, sind kaum durch Geld zu motivieren. Im Gegenteil: Wenn Geld fliesst, kann die Motivation sogar sinken.

Feldexperiment: Wie man Menschen zu freiwilliger Mitarbeit motiviert
Menschen, die sich freiwillig und ehrenamtlich betätigen, sind kaum durch Geld zu motivieren. Im Gegenteil: Wenn Geld fliesst, kann die Motivation sogar sinken.

Freiwillige Feuerwehr München. Lizenz: Public Domain

Was animiert uns Menschen eigentlich dazu, ehrenamtlich zu arbeiten? Eine Konferenz bot vergangenes Jahr den idealen Anlass für eine Feldstudie, um die möglichen Motive dafür zu untersuchen. 2.859 Studenten wurden dazu zur freiwilligen Mitarbeit bei der „ESA European Conference 2012“ eingeladen, und Julian Conrads, Bernd Irlenbusch, Tommaso Reggiani, Rainer Michael Rilke sowie Dirk Sliwka von der Universität Köln führten dabei einige Versuchsreihen durch.

Manche der Einladungsmails versprachen nichtmonetäre, andere monetäre Incentives, um die Empfänger für ihre freiwillige Hilfe zu belohnen. Die Mails wurden nach dem Zufallsprinzip versendet, und die Freiwilligen durften ihren zeitlichen Arbeitsaufwand selbst wählen.

Zertifikate als Motivationstreiber

Auf jene Einladungen, die kein Geld zusicherten, meldeten sich besonders viele Studenten – vorausgesetzt, der freiwillige Charakter war im Einladungstext betont oder ein Zertifikat für die ehrenamtliche Arbeit in Aussicht gestellt worden. Mailings, in denen erwähnt wurde, dass die Helfer als Kompensation kostenlos an der Konferenz teilnehmen dürfen, hatten eine vergleichsweise schwächere Rücklaufquote. Man vermutet, dass den Empfängern bei dieser Belohung klar wurde, dass der Konferenz durchaus ein Budget zu Verfügung stünde – die Probanden fühlten sich tendenziell ausgebeutet.

Wie änderte sich aber die Situation, sobald ein Stundensatz angeboten wurde?

Zahlreiche Anmeldungen waren die Folge, solange der Stundenlohn mit zehn Euro hoch genug war. Vor allem die Arbeitszeit pro Teilnehmer stieg so deutlich an. Ein Lohn von nur fünf oder einem Euro pro Stunde zeigte hingegen wenig Auswirkung auf die Anmeldungen oder das Ausmass der Arbeitszeit.

Spannend aber: Insgesamt meldeten sich in den Testreihen ohne monetäre Belohnung gleich viele oder sogar etwas mehr freiwilligen Helfern als bei jenen, die eine monetäre Entlohnung versprachen.

Fazit:

  • Freiwillige Mitarbeit ist meist von hoher intrinsischer Motivation geprägt.
  • Wenn der Verdacht entsteht ausgenützt zu werden, geht die Motivation für ehrenamtliche Arbeit deutlich zurück.
  • Wird Arbeit mit Geld belohnt, steigt die Motivation erst mit steigenden Stundensätzen. Ein angemessener Stundenlohn wiederum schlägt sich besonders positiv auf das Arbeitspensum nieder.
  • Die höchste Motivation zeigte sich aber vor allem in den Versuchsreihen, die auf reiner Freiwilligkeit basierten.

Quelle: Julian Conrads et al. | How to Hire Helpers? Evidence From a Field Experiment»