Nudges in der Praxis: 5 Beispiele

Immer mehr Staaten und Organisationen versuchen mit Nudges die Lösung für gesellschaftspolitische Probleme zu finden. Viele davon mit Erfolg, wie die folgenden Beispiele zeigen.

Nudges in der Praxis: 5 Beispiele

2009 besetzte Barack Obama die Spitze des US-Amts für Information und Regulatory Affairs mit Cass Sunstein, Richard Thalers Co-Autor beim Buch Nudge. Auch wenn die Konservativen Sunsteins Ansätze als liberalen Paternalismus brandmarkten, hat diese in seiner einiges bewirkt. Etwa die Umgestaltung der Lebensmittelpyramide zum Tortendiagramm. Sie soll zu gesünderer Ernährung hinführen und ist nun  intuitiv verständlicher. Oder fueleconomy.gov, ein Programm, das Autokäufern klar und verständlich die Treibstoffkosten der diversen Marken und Modelle aufzeigt und dabei auf abstrakte und nicht nachvollziehbare Messgrössen wie Meilen pro Gallone verzichtet.

Projekte wie diese haben der US-Regierung in Obamas erster Amtszeit 90 Mrd. Dollar im Jahr eingespart, so Sunstein.

Doch nicht nur die USA setzen auf Nudging, um gesellschafspolitische Probleme in Angriff zu nehmen. In Grossbritannien etwa installierte Premierminister David Cameron im Jahr 2010 das Behavioural Insights Team, bestehend aus einer Reihe von Verhaltensökonomen und Richard Thaler als Konsulenten. Einige Testprogramme sind seitdem am Laufen – unter anderem wird säumigen Steuerzahlern mit dem Mahnschreiben das Foto ihres Autos zugestellt und gleichzeitig gewarnt, dass das Gefährt eingezogen werden würde, sollte das Steuergeld weiterhin ausbleiben.

Die Tilgungsraten verdreifachten sich daraufhin. Ebenfalls mit Erfolg gekrönt war der Versuch, die Rate für Gebäudedämmungen hochzutreiben: Die beauftragten Firmen boten eine gleichzeitige Räumung der Dachböden an und ersparten damit den Bewohnern die zeitaufwändige Konfrontation mit ihrer Vergangenheit.

Nur ja nicht blossgestellt werden

Die australische New South Wales Regierung liess sich von den britischen Experimenten inspirieren und setzt nun auf Gruppendruck. Sobald zum Beispiel transparent gemacht wird, wie viel Energie die Nachbarn verbrauchen oder wie viele Bürger schon ihre Steuern und Gebühren beglichen haben, versucht der Einzelne zu vermeiden, vor den Nachbarn als antisozial entlarvt zu werden. Er wird angeregt, sein Verhalten zu ändern und den gewünschten Normen zu entsprechen.

In Dänemark war es Pelle Guldborg Hansen, der 2010 das Danish Nudging Network gründete. Im Rahmen eines Experiments wiesen Schilder neben den Lichtschaltern einer Universität darauf hin, dass 85 Prozent der Studenten das Licht beim Verlassen des Raumes abdrehen würden. Das führte dazu, dass das Licht weniger oft engeschaltet blieb (minus 20-26 Prozent) und sparte effektiv Energie.. Ebenfalls gute Resultate im öffentlichen Raum brachte das Anbringen grüner Fussabdrücke, die Richtung Mistkübel führten: Die Vermüllung der Strassen ging daraufhin um beachtliche 40 Prozent zurück.

Stark kritisiert wurden allerdings die Nudge-Ansätze von Helen Zille, Premierministerin der südafrikanischen Provinz Westkap: Ihre Kampagne “Get Tested and Win” versucht HIV-Tests zu popularisieren, indem Geldpreise von bis zu 6.000 US-Dollar in Aussicht gestellt werden. Das Programm begründete sich auf einem Workshop von ideas42. Kritiker, darunter auch die South African Medical Association, geisseln das Programm als „unangemessen und medizinisch unethisch“.

Zum Nachlesen: The Nudgy State | The Foreign Policy