Laut Untersuchungen schleppen sich viel zu viele Menschen mit ständigem Schlafmangel durch das Leben. Man weiss noch zu wenig darüber, warum so viele Individuen sich entscheiden, weniger als die empfohlene Anzahl von sieben bis neun Stunden zu schlafen. Eine Studie untersuchte an Schülern, wie persönliche Verpflichtungs-Massnahmen oder finanzielle Anreize eingesetzt werden können, um gesündere Schlafgewohnheiten zu fördern.
Den Schülerinnen und Schülern wurden Bewegungs-Tracker und Terminkalender zur Selbstkontrolle angeboten oder als Alternative eine monetäre Belohnung, um mehr Stunden zu schlafen. Interessanterweise entschieden sich die Versuchspersonen eher dafür, sich selbst einer Herausforderung zu stellen und ihr Schlafverhalten zu dokumentieren anstatt Geld zu erhalten. Probanden, die sich selbst Ziele gesteckt hatten, erreichten diese auch mit grosser Wahrscheinlichkeit. Eine Ausnahme bildeten allerdings diejenigen, die ihr Vorhaben zu ehrgeizig angingen.
In Zahlen gegossen heisst das: Finanzielle Anreize führten dazu, dass sich die Wahrscheinlichkeit, zwischen sieben und neun Stunden zu schlafen, zwar signifikant erhöhte (+ 19%). Sobald sich die Versuchsteilnehmer aber freiwillig zu mehr Schlaf verpflichteten – und das taten 63%, – verbesserte sich der Schlaf vor allem für jene, die sich realistische Ziele gesteckt hatten. Anhand von Terminkalendern konnte nachgewiesen werden, dass sich die Zeit vor Fernseher, Tablet oder Computer knapp vor dem Schlafengehen während der Untersuchung um 48% verkürzte.
Leicht positive Auswirkungen auf Gesundheit und Leistung
Auch nach Wegfall der Untersuchungs-Bedingungen gaben weniger Probanden an, dass sie nicht ausreichend geschlafen hätten. Ein Gewohnheitseffekt war also eingetreten. Alles in allem wirkte sich die Behandlung – geringfügig – positiv auf Gesundheit und Schul-Ergebnisse aus.
Die Autoren sind überzeugt, dass Schlaf nicht als ökonomisch exogener Faktor gesehen werden darf:
Overall, these results give us a more nuanced understanding of sleep choice. Despite many economic models regarding sleep as an exogenous and homogeneous constraint on time, we provide evidence that behavioral biases play an important role and affect the heterogeneity of choice. Our findings suggest that dynamic inconsistency and overconfidence can persist in the face of extensive experience and feedback.
Fazit: Incentives, früher ins Bett zu gehen, zeigen tatsächlich Wirkung, und zeitbegrenzte Interventionen für ein besseres Schlafverhalten können einen Gewöhnungseffekt nach sich ziehen. Schlaf sollte prinzipiell nicht als unvermeidlicher Zeitfresser verurteilt werden, sondern ist ein bedeutender Lebensfaktor, der grosse Auswirkung auf die menschliche Gesundheit und seine Leistungsfähigkeit hat.
Quelle: Mallory Avery et al, Why Don’t We Sleep Enough? A Field Experiment among College Students, November 2019, IZA Institute of Labor Economics