Zwischen Versprechen und Wirklichkeit: Wie Mikrokredite wirken

Randomisierte Studien zeigen, dass Mikrokredite weder allen Empfängern die gewünschte finanzielle Autonomie bringen noch völlig am Ziel vorbei schiessen. Alternativen sind angebracht, um armen Haushalten in Entwicklungsländern besser unter die Arme zu greifen.

Zwischen Versprechen und Wirklichkeit: Wie Mikrokredite wirken

Mikrokredite galten lange Zeit als wirksames Hilfsmittel, um bedürftigen Haushalten in Entwicklungsländern aus der Armut zu helfen. Mit dem Geld können die Empfänger eigene Kleinst-Unternehmen gründen oder ausbauen und sich somit finanziell absichern – so die Idee. Das weltweite Mikrokredit-Volumen beträgt mittlerweile über 102 Milliarden Dollar und wächst weiterhin.

Allerdings haben einige Mikrokredit-Krisen die Vergabepraktiken in Frage gestellt. Kritiker argumentieren, dass Kunden dazu gedrängt werden, mehr Schulden aufzunehmen als sie zurückzahlen könnten. Helfen Mikrokredite nun armen Haushalten tatsächlich, indem sie das Unternehmertum fördern oder ihnen mehr Freiheit in ihrem Konsumverhalten einräumen, oder verursachen sie eher Kreditblasen?

Eine Reihe randomisierter kontrollierter Studien (RCT) wurde zu dem Thema durchgeführt. Die Essenz aus den insgesamt sieben Studien über Mikrokredite:

  • Es gibt kaum Anhaltspunkte, dass Mikrokredite ihren Empfängern schaden, wie dies von einigen Kritikern befürchtet wurde. Allerdings gibt auch keine Beweise, dass Mikrokredite arme Haushalte in florierende Unternehmen verwandeln.
  • Die Auswirkungen von Mikrokrediten sind in den unterschiedlichen Ländern überraschend ähnlich.
  • Falls Haushalte zuvor keine unternehmerische Erfahrung sammeln konnten, bringt ihnen ein Mikrocredit kaum etwas. Dafür ist ein Effekt für Haushalte mit Geschäftserfahrung erkennbar, auch wenn diese Auswirkung studienabhängig sehr unterschiedlich ist und nicht zu verallgemeinern ist.

Fazit: Die durchschnittlichen Auswirkungen sind gering

Das evidenzbasierte Fazit lautet daher: Die durchschnittlichen Auswirkungen von Mikrokrediten sind gering. Dramatische Effekte sind also nicht erkennbar, die den Kritikern oder Befürwortern von Mikrokrediten Aufwind liefern würden. Die nächste Frage lautet also: Warum nicht? Vielleicht sollten die Kreditbedingungen in den Fokus gerückt werden: Häufig müssen die Kreditnehmer ihre Schulden in wöchentlichen Abständen zurückzahlen und können das Geld nicht für langfristige Geschäftsvorhaben verwenden. Darüber hinaus sind Mikrokrediten häufig sehr hohe Zinssätze eigen.

Rachael Meager, einer der Mitforschenden, plädiert für Alternativen, um armen Haushalten in Entwicklungsländern unter die Arme zu greifen:

There is still some uncertainty about the impact of microcredit in future settings, but the evidence we have suggests it would be beneficial to seek alternative approaches to improve the lives of poor households in the developing world.

Quelle: Rachael Meager, Understanding the Average Impact of Microcredit, microeconomicsinsights.org, 17 July 2019