Wie eine Steuer auf besonders zuckerhaltige Getränke wirkt – und wie sie der Allgemeinheit am besten helfen kann

Eine Besteuerung von ungesunden Getränken stösst zwar anfangs auf Proteste, kann aber bald Wirkung bei Herstellern und Konsumenten zeigen. Und im Idealfall kommen die Steuereinnahmen dann Projekten für jene Bevölkerungsgruppen zugute, die besonders anfällig für Übergewicht sind.

Wie eine Steuer auf besonders zuckerhaltige Getränke wirkt – und wie sie der Allgemeinheit am besten helfen kann
955169 / Pixabay

Der allgemein steigende Zuckerkonsum schadet dem Einzelnen und der gesamten Volkwirtschaft. Folgeleiden wie Übergewicht, Herz-Kreislaufkrankheiten oder Diabetes nehmen überhand, und ihre Behandlung belastet die öffentlichen Gesundheitsbudgets.

Wie kann man also Menschen präventiv von zu viel Zucker fernhalten?

Eine Möglichkeit ist die Besteuerung stark zuckerhaltiger Limonaden. Wie hoch diese ausfallen soll und welche Wirkungen erwartet werden, beantwortete Ökonom Benjamin Lockwood im Rahmen eines Radiointerviews: Als Grundlage für seine Untersuchungen diente die vor zweieinhalb Jahren in Philadelphia eingeführte „Soda Tax“. Da sich jede 12 Unzen-Dose Cola mit ungefähr 10 Cent Kosten für die Volkswirtschaft niederschlägt, wurde 1,5 Cent pro Unze aufgeschlagen – das ist immerhin ein US-Dollar pro 2 Liter-Flasche.

200 Millionen Dollar zusätzliche Einnahmen erzielte die Soda Tax, und mit ihr gingen starke Proteste von Getränkeherstellern, Gastronomie und Lebensmittelhändlern einher. Da aber zuckerfreie Limonaden unbesteuert bleiben sollen, konzentrieren sich die Hersteller immer mehr auf dieses Segment, was Lockwood als positiven Effekte der Steuer wertet.

Transparenz über Verwendung der Steuereinnahmen

Einkommensschwache Personen können sich mit Einführung einer solchen Steuer zwar weniger Limo leisten, dafür sollen die Steuereinnahmen strukturschwachen Gebieten zugutekommen. Mehr öffentliche Schwimmbäder könnten damit gebaut werden. „Sünden-Steuern“ wie die Soda Tax sind damit Vorbild für andere steuerliche Interventionen, die das Verhalten der Menschen in eine bessere Richtung lenken sollen. Den Menschen soll gleich bei Einführung bewusst gemacht werden, wohin die erzielten Einnahmen fliessen und wie ihnen dadurch das Leben erleichtert wird.

Die Wissenschaftler wollen den Konsumenten den Spass am Süssen übrigens nicht ganz verderben:

We want to allow for the possibility that people do like drinking soda and sometimes do like doing things that are a little bit bad for them. There are some health costs of rock climbing, and we don’t want to prohibit rock climbing. Our goal is to think about what tax will get people to act as if they were fully cognizant of the long-term health costs, even if that does mean they would still have a soda now and then. […] We just don’t want people consuming so much that it suggests they don’t understand what the long-term health effects are, and similarly for the health costs that fall on the rest of society.

Quelle: Sin and Soda: Can We Tax Our Way to Healthier Behavior?, knowledge.wharton.upenn.edu, May 24, 2019