Shlomo Benartzi, Verhaltensökonom an der UCLA Anderson School of Management, beschäftigt sich bevorzugt mit unserem Sparverhalten. “Sparen für alle” ist das Ziel, und mit dem gemeinsam mit Richard Thaler in den 1990er Jahren entwickelten Programm Save More Tomorrow ist es gelungen, geschätzten 15 Millionen US-Amerikanern das Ansparen für die Pension zu erleichtern.

Digitale Gadgets können die Sparraten noch weiter erhöhen, ist Benartzi überzeugt. In der Harvard Business Review erklärt er, dass die Testphase für digitale Nudges viel kürzer als für analoge Applikationen ist – und die Skalierung unübertroffen: Mitttels einer Website oder einer App können von einem Moment auf den anderen gleich Millionen Menschen geholfen werden.

Benartzi zählt einige Fallbeispiele auf: Beispielsweise konnte das Framing einer Email, die Armee-Beschäftigten ein Sparprogramm schmackhaft machte, die Teilnahme im Vergleich zur Kontrollgruppe verdoppeln:

This email used simple nudges, such as providing actionable steps for enrolling in the savings program and giving people clear examples of how small contributions can lead to large account balances, to make the responsible choice the easy choice.

Besonders Freelancer müssen rechtzeitig vorsorgen

Ausserdem betont Benartzi, dass sich Angestellte zwar auf automatische Pensionspläne verlassen, gleichzeitig aber nicht auf die mittlerweile 40 Prozent Amerikaner vergessen werden darf, die selbstständig arbeiten. Ihnen müssen möglichst einfache Instrumente geboten werden, um eine Verarmung dieser Erwerbsgruppe im Rentenalter zu vermeiden. Apps wie Acorn können dabei helfen. Auch hier ist Framing der Schlüssel: Auf die Frage, wieviel man regelmässig und automatisch einzahlen möchte, spricht sich die Mehrheit für $5 täglich statt $150 im Monat aus – auch wenn unter dem Strich dasselbe Sparvolumen erreicht wird.

Shlomo Benartzi ist überzeugt, dass digitale Nudges wie diese nicht nur im Bereich Sparen und Finanzen greifen können. Ganz ähnlich soll auch in Sachen Gesundheit, Nachhaltigkeit und Bildung interveniert werden:

The design of the digital world shapes our behavior in countless ways.  The more we can do to understand the most positive uses of behavioral science combined with digital, the better off the world will be.

Shlomo Benartzi ist Gast bei der nächsten Academy of Behavioral Economics am Gottlieb Duttweiler Institute zum Thema “Wie die digitale Revolution unser Verhalten beeinflusst”.

Mehr Informationen zu dieser Veranstaltung finden sich hier.