HIV in Afrika: Wie eine Lotterie Menschen zu besserer Aids-Prävention anregt

Um risikoaffine Menschen vor HIV zu schützen, wurde in Südafrika eine Intervention mit Lotteriescheinen getestet – mit ersten Erfolgen.

HIV in Afrika: Wie eine Lotterie Menschen zu besserer Aids-Prävention anregt

Um die Verbreitung von HIV einzudämmen, wurden schon viele Initiativen gestartet; viele davon leider wenig erfolgreich. Ein skandinavisches Forscherteam hat nun bei einem Projekt im südafrikanischen Lesotho einen neuen Ansatz getestet – mit bisher vielversprechenden Ergebnissen.

In Afrika tragen geschätzte 37 Millionen Menschen das HI-Virus in sich. Allein 2015 kam es zu rund 1,4 Millionen Neuinfektionen. Hauptgrund für die rasante Verbreitung ist ungeschützter Geschlechtsverkehr. Informationskampagnen allein haben bisher wenig gegen die Seuche geholfen.

Aus Experimenten und Daten ist mittlerweile bekannt, dass Menschen, die beim Sex das Spiel mit dem Tod riskieren, ein systematisch ausgeprägteres Risikoverhalten zeigen. Daher fokussierten sich die Wissenschaftler auf diesen Aspekt: Mittels Glückspiel, genauer: Lotteriescheinen, wurde ein finanzieller Anreiz geschaffen, sich besser zu schützen:

Introducing a gamble into an otherwise standard financial incentive programme has at least two potential advantages. First, with lotteries, the programme becomes relatively more attractive to individuals that are willing to take monetary risks. If the willingness to take monetary risks is correlated with other risky behaviour, such as smoking, taking drugs, or engaging in risky sex, then lottery incentives may better target those at higher risk of getting infected by HIV.

Ausserdem wurde die Tatsache genützt, dass Menschen kleine Prozentsätze systematisch überschätzen und daher unwahrscheinlichere, grosse Gewinne den kleineren, eher möglichen Belohnungen vorziehen.

Für die Studie wurden eine Versuchsgruppe beobachtet, denen hochdotierte Lotterielose in Aussicht gestellt wurden, sowie eine Gruppe, denen weniger verlockende Gewinnlose winkten. Eine Kontrollgruppe wurde ebenfalls eingerichtet. Lotteriescheine erhielten nur diejenige, deren Tests auf die Geschlechtskrankheiten Syphilis und Trichomoniasis negativ ausfielen.

Die Lotteriescheine waren so begehrt, dass tatsächlich vermehrt Kondome beim Geschlechtsverkehr zum Einsatz kamen. In Folge verringerte sich auch die HIV-Infektionsrate während der zweijährigen Testphase um 21,4 Prozent.

Wer liebt das Spiel auf Leben oder Tod?

In den Ergebnissen zeigte sich auch, dass risikoaffine Menschen und risikoaverse Menschen nicht gleich auf diese Intervention reagieren.

HIV incidence was 12.3 percentage points higher for risk-loving compared to risk-averse individuals in the control group. HIV incidence among risk-lovers was, however, 12.2 percentage points lower in the intervention relative the control group – an effect size of 58% in this sub-group.

Bei risikoaversen Teilnehmern zeigte sich kein signifikanter Effekt der Behandlung. Interventionen, die mit Glücksspielen arbeiten, machen also offenbar nur bei Menschen Sinn, die für Risiken offen sind.

Quelle: Martina Björkman Nyqvist, Lucia Corno, Damien de Walque, Jakob Svensson, Incentivising safer sexual behaviour: Using lotteries to prevent HIV, voxeu.org, 07 January 2017