Wie man den Effekt von Biases reduziert: Mit Videospielen zu besseren Entscheidungen

Zahlreiche kognitive Biases lassen uns oft falsch urteilen. Computerspiele oder Videos können schon bei einer einmaligen Intervention zu nachhaltig vorteilhafteren Entscheidungen führen – und das sogar mit lange anhaltender Wirkung.

Wie man den Effekt von Biases reduziert: Mit Videospielen zu besseren Entscheidungen

Unser Urteilsvermögen wird häufig von falschen Schlüssen beeinträchtigt. Das kann fatale Folgen haben, etwa dann, wenn immer mehr Eltern ihren Kindern Schutzimpfungen verweigern. Sie überschätzen etwa systematisch die Wahrscheinlichkeit von negativen Folgen einer Impfung. Dazu kommt noch der sogenannte Omission Bias, der frei als Neigung zur Unterlassung von Handlungsoptionen beschrieben werden kann. Vor die Wahl gestellt, eine möglicherweise mit negativen Folgen verbundene Handlung vorzunehmen oder diese zu unterlassen, was dann nicht möglicherweise, sondern sicher zu negativen Folgen führt, tendieren Menschen zur Unterlassung – weil ein negatives Resultat, das man aktiv herbeigeführt hat für uns Menschen schwerer wiegt als eines, dass nur passiert, weil man nichts getan hat.

Diese Biases begegnen uns in allen Bereichen unseres Lebens: in der Wirtschaft, Politik, Medizin, Justiz, Bildung und natürlich auch im Privatleben.

Bisherige Versuche, Biases “wegzutrainieren”, waren meist fruchtlos – oder nicht nachhaltig. Doch mittlerweile geht Wissenschaft und Praxis immer mehr dazu über, gezielt Incentives zu setzen und das Framing von Entscheidungsstituationen zu gestalten, um die Wirkung von Biases systematisch abzuschwächen.

Zwei Längsstudien anhand sehr spielerischer Interventionen zeigten eine mittlere bis grosse Wirkung.

Dafür mussten die Teilnehmer am Computer spielen oder ein Lehrvideo ansehen, das sich mit diversen Biases befasst:

Participants received a single training intervention, played a computer game or watched an instructional video, which addressed biases critical to intelligence analysis (in Experiment 1: bias blind spot, confirmation bias, and fundamental attribution error; in Experiment 2: anchoring, representativeness, and social projection).

Langanhaltender Effekt

Beide Interventionen zogen einen sofortigen Debias-Effekt nach sich: Bei den Games verringert sich der Bias-Effekt um fast ein Drittel, etwas schwächer wirkte das Ansehen der Videos (minus 18.60 Prozent). Und: Das Resultat hielt längere Zeit an – zwei Monate später betrug der Debias-Effekt der Videogam-Intervention fas ein Viertel (minus 23,5 Prozent), die der Videos war sogar etwas gestiegen (minus 19.20 Prozent).

Der Grund für die stärkere Wirkung von Computerspielen liegt in der personalisierten Umsetzung und dem sofortigen Feedback, das ein Video nicht bieten kann, vermuten die Forscher.

Die Debiasing Effekte waren jedenfalls bereichsübergreifend:

[…] bias reduction occurred across problems in different contexts, and problem formats that were taught and not taught in the interventions. The results suggest that a single training intervention can improve decision making.

Die Experten raten, dass einmalige Lehr-Interventionen parallel zu Incentives, Informationen und Nudges verwendt werden. Damit können am ehesten jene Kosten reduziert werden, die mit fehlerhaftem Urteilsvermögen einhergehen.

Quelle: Carey K. Morewedge et. al, Debiasing Decisions: Improved Decision Making With a Single Training Intervention, Policy Insights from the Behavioral and Brain Sciences 2015, Vol. 2(1) 129–140