Feldexperiment in Afghanistan zeigt, wie man Menschen zu einem nachhaltigen Sparverhalten anregt

Wie man mit einfachen Mitteln eine Veränderung des Sparverhaltens anregen kann, zeigt ein Feldexperiment aus Afghanistan: Die perfekte Mischung aus Anreiz und Default-Einstellung führt zum Erfolg.

Feldexperiment in Afghanistan zeigt, wie man Menschen zu einem nachhaltigen Sparverhalten anregt

Im Afghanistan von heute haben geschätze 90 Prozent der Erwachsenen kein eigenes Bankkonto, das Sparvolumen ist dementsprechend niedrig. Im Rahmen eines Feldexperiments wurden daher versucht, verhaltensökonomische Instrumente, die schon in den Industriestaaten Wirkung gezeigt haben, auf ein Entwicklungsland umzulegen.

Dafür wurde die hohe Verbreitung von Mobiltelefonen genutzt, die auch fürs Bezahlen verwendet werden. Der lokale Handy-Anbieter Roshan hatte schon vor einigen Jahren ein mobiles Bezahlsystem gelauncht, das mittlerweile 1,2 Millionen Nutzer zählt.

Für die Untersuchung wurden mobile Sparkonten mit diesem Bezahlsystem verlinkt und jeder der 967 Roshan-Mitarbeiter, von der Reinigungskraft bis zum Manager, nach dem Zufallsverfahren in zwei Gruppen geteilt. Mehrere Interventionen sollten zeigen, inwieweit eine Standardeinstellung für besseres Sparverhalten sorgen kann:

Employees were first randomly assigned to one of two groups. In the first group, five percent of their salaries were automatically deposited into the savings accounts. They could change their automatic contribution levels or opt-out of the automatic contribution plans at any point. The second group received the status quo, access to the M-Pasandaz account, but no portion of their salary was automatically deposited.

Incentives durch den Arbeitgeber

Diese beiden Gruppen wurden noch einmal unterteilt in Untersektionen, denen vom Arbeitgeber Incentives geboten wurden, wenn sie ihr Erspartes sechs Monate lang nicht anrührten: Eine Verdoppelung oder eine Erhöhung um 25%.

Die grosszügigere Incentive-Version zeigte den meisten Erfolg: Mit diesem Treatment war es zu 40 Prozent wahrscheinlicher, dass sich die Arbeitnehmer an den Sparplan hielten. Ausserdem entstand ein Gewöhnungseffekt: Die Probanden zeigten auch später mehr Sinn für finanzielle Sicherheit.

Das Zauberwort lautet “Present-biased Preferences”:

We find evidence that the default effect is driven largely by present-biased preferences that cause the employee to procrastinate in making a non-default election.

Und dieser Bias trifft gleichermassen Menschen in Afghanistan als auch in hochentwickelten Ländern, stellen die Autoren fest.

Quelle: Joshua Blumenstock et al, Mobile-izing Savings with Automatic Contributions: Experimental Evidence on Dynamic Inconsistency and the Default Effect in Afghanistan, April 2016