Sie wollen Literatur wirklich verstehen? Dann bleiben Sie besser beim gedruckten Buch …

Untersuchungen zeigen, dass es einen Unterschied macht, ob man Texte auf Papier oder am Bildschirm liest. Digitale Formate forderen unsere kognitiven Fähigkeiten vermutlich auf ganz andere Weise als das klassische Lesen auf Papier.

Sie wollen Literatur wirklich verstehen? Dann bleiben Sie besser beim gedruckten Buch …

In den USA zeigen aktuelle Zahlen zum Buchmarkt einen erstaunlichen Trend: Gedruckte Bücher verzeichneten im Jahr 2014/15 wieder steigende Verkaufszahlen. Eigentlich zu glauben in Zeiten von iPad, Kindle und Co.

Die Gründe für diese Entwicklung sind noch nicht ganz klar. Ist es Nostalgie oder für die jüngeren Leser: Der Reiz des Neuen?

Studien zeigen jedoch, dass diese Entwicklung auch andre Gründe haben könnte. Denn mittlerweile ist gewiss, dass vor allem die Rezeption längerer Texte anders ausfällt, wenn sie gedruckt oder in digitaler Form gelesen werden. So werden zwar Details besser gemerkt und verstanden, wenn sie via Screen erfasst wurden. Das grosse Ganze einer Erzählung versteht man allerdings besser beim gedruckten Buch.

Die Fähigkeit zur Abstrahierung

Eine Studie verlangte von den Probanden anzukreuzen, was das Einschreiben für den Militärdienst für sie bedeuten würde. Ein Teil beantwortete die Frage mit Papier und Stift, der Rest erledigte dies per Klick am Computer:

They were given the category “Joining the Army,” for example, and then asked which of the following phrases “best describes the behavior for you”: “signing up” (concrete detail), or “Helping the nation’s defense” (big-picture). […] The result: Those who used the classic paper-and-pencil method “exhibited a significantly higher level of preference” for the more abstract of the two choices, compared to their counterparts who used a touch screen.

Den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen – und umgekehrt

Eine andere Studie liess die Teilnehmer einen Text auf Papier beziehungsweise online lesen. Auch hier stellte sich heraus: Wer vor dem Bildschirm gesessen war, konnte sich besser an Details erinnern als die Papier-Leser. Die hatten dafür besser verstanden hatten, was der Autor mit seinem Werk aussagen wollte.

Aber warum ist das so? Die Studienautoren vermuten, dass der mit einem elektronischen Gerät verbundene Informationsüberfluss bei seiner Benutzung sofort auf kognitiven Sparmodus umschalten lässt. Eine Tatsache, die von Usability-Designern verbessert werden sollte:

These findings — if replicated and confirmed — could encourage digital designers to come up with “strategies for encouraging users to see the ‘forest’ as well as the ‘trees.’” For now, however, readers who want to truly grasp great literature would be best-advised to pick up a book. When perusing Proust, opt for paper.