Man hat es schon immer geahnt, nun ist es belegt: Wer sich im Strassenverkehr wie ein Rüpel verhält, neigt auch in anderen Lebensbereichen eher zum Brechen von Normen als rücksichtsvolle Autofahrer.
Achim Roth hat diese Abweichungen im Rahmen seiner Dissertation erforscht. Der deutsche Polizeibeamte durchkämmte Tätigkeitsberichte, auch jene, die Vorgänge unterhalb der Straftatenschwelle umfassen – Ruhestörungen, Streitereien, Ordnungswidrigkeiten werden normalerweise von den Kriminalstatistiken nicht erhoben.
Seine Untersuchungsresultate wiesen unterschiedliche Risikostufen auf:
Wer einen Unfall verursacht hat, für den erhöht sich die Wahrscheinlichkeit um das 1,5-Fache, erneut polizeilich registriert zu werden. Wurden dabei Personen verletzt, waren Alkohol oder Drogen im Spiel oder floh der Verursacher vom Unfallort, steigt das Risiko für eine erneute Registrierung statistisch um das 2,4-Fache. Werden nur Auffälligkeiten wie Ruhestörung oder Streitigkeiten berücksichtigt, die noch keine Straftaten darstellen, steigt die Wahrscheinlichkeit, nach einem verursachten schwerwiegenderen Unfall erneut Bekanntschaft mit der Polizei zu machen, auf das bis zu 4,6-Fache.
Es macht also einen Unterschied, ob jemand unkonzentriert ist und einen leichten Blechschaden verursacht oder ob jemand die Strassenverkehrsordnung vorsätzlich missachtet und sich ohne Rücksicht auf Verluste mit seinem Vehikel den Weg bahnt.
Im letzteren Fall ist es wahrscheinlicher, dass der Verkehrsrowdy wegen anderer Delikte wieder ein Fall für die Polizei werden wird. Ein Resultat, dass die Forderung von Polizei und Hochschulprofessoren, in Deutschland Verkehrsstraftaten in die Polizeiliche Kriminalstatistik aufzunehmen, untermauert. Dazu Studienautor Achim Roth:
Die Ergebnisse unterstützen die These, dass Verkehrsverhalten nicht als von allgemeiner Achtung von Normen unabhängiges Verhalten zu sehen ist.
Quellen:
Dr. Achim Roth: Zusammenhänge zwischen der Verursachung von Verkehrsunfällen und dissozialem/kriminellem Verhalten. Reihe: Kriminalwissenschaftliche Schriften. LIT-Verlag Münster, ISBN 978-3-643-13748-7