Auf der Website der Wharton School, die Business-Einheit an der University of Pennsylvania, findet sich ein ausführliches Interview mir Kevin Volpp, seines Zeichens Healthcare Management-Professor und Direktor des Center for Health Incentives and Behavioral Economics. Er ist der Überzeugung, dass Barack Obamas Affordable Care Act noch nicht Geschichte ist, auch wenn die Republikaner unter Präsident Trump “Obama-Care” aufgehoben haben und aktuell um einen adäquaten Ersatz ringen. Denn: Immerhin konnte die Gesundheitsreform des vormaligen US-Präsidenten von zuvor 46 Millionen unversicherten Amerikanern 20 Millionen mit Gesundheitsversorgung abdecken.
Volpp und der Ökonomie-Professor Jonathan Skinner (Dartmouth College) entwickelten in einem Artikel für das Journal of the American Medical Association vier Grundprinzipien, auf die jede Reform im Gesundheitswesen basieren sollte. Behavioral Economics können bei der Schaffung eines Krankenversicherungssystems helfen, mit dem die Bedürfnisse wirklich aller Bürger abdeckt wird.
Dass ein solches Vorhaben gewaltig ist und kaum zur Zufriedenheit der Allgemeinheit ablaufen kann, kommt im Interview deutlich durch. Vor allem die Incentives, die Bürger zum Abschliessen einer Krankenversicherung bringen sollen, gehören sorgfältig gewählt.
Bei der ehemaligen Obama Care sehen die beiden Wissenschaftler Verbesserungsbedarf. Volpp:
[…] they included a stick-type incentive in the form of an individual mandate, whereby people were required to buy insurance. If they didn’t buy insurance, they’d have to pay a financial penalty. One thing we could critique is that this mandate probably wasn’t strong enough. It started out at about $200. Eventually it became about $700. That’s much less than the cost of the cheapest plan. An individual could quite rationally conclude, “I’m willing to pay a $700 penalty. I’m not willing to pay $4,000 or more for my coverage.”
Einsparungsmassnahmen als Grundlage für eine allgemeine Sozialversicherung
Was der Affordable Care Act bis zu seinem vorzeitigen Ende noch nicht gelöst hatte, war die unheimliche Komplexität des amerikanischen Gesundheitssystems. Was kann diesbezüglich getan werden? Zum Beispiel ein Drehen an den Standards (Opt-out statt Opt-in) oder eine Vereinfachung von Patienteninformationen, etwa zum Thema Selbstbehalte, um die Bürger aufgrund von Verständnisproblemen nicht gleich das Handtuch werfen zu lassen – sprich: Massnahmen, mit deren Hilfe es gelingt, das enorm teure US-Krankenversicherungssystem gesundzuschrumpfen. Denn, so Volpp:
If we spent 30% less per capita, then it would be much easier to provide coverage to everybody.