Auf dem ganzen Globus werden mittlerweile von der Politik verhaltensökonomische Massnahmen eingesetzt, vermeldet der Economist. Pionier ist das Behavioural Insights Team, das in Grossbritannien unter anderem mit Briefen an Mittelschulabsolventen experimentierte und dabei erreichte, dass sich mehr Schüler für gute Universitäten entschieden. Und das für weniger Geld, als die Universitäten normalerweise für ihre Bewerbung budgetieren. Und: Ohne starre Quotenregelungen für weniger liquide Schüler, wie von früheren Regierungen einst angedacht.
Interventionen wie diese werden in Grossbritannien nun schon seit einigen Jahren durchgeführt, und Nudging per Regierungsauftrag folgten seither in immer mehr Staaten, von Australien bis Katar, und durch immer zahlreichere Organisationen, wie die UNO oder Weltbank. 51 derartige Auftraggeber sollen es momentan sein.
Die anfängliche Befürchtung, dass die Wirkung von Nudging mit der Zeit verblasst, hat sich nicht bewahrheitet. Auch die Angst vor einer Manipulation der Massen durch öffentliche Institutionen ist weniger geworden.
Alle Initiativen, auch jene, die schon vor Gründung des BIT nudgingbasiert vorgegangen sind (z.B. die Non Profit-Organisation Ideas42.com, gegründet 2008 in Havard), arbeiten evidenzbasiert. Dabei hilft das EAST-System des BIT: Um menschliches Verhalten ändern zu können, müssen die Auswahlmöglichkeiten “easy, attractive, social and timely” sein.
Challenge Accepted – und die Herausforderungen wachsen
Nudging wird mittlerweile für immer grössere gesellschaftliche Probleme eingesetzt – zum Beispiel in Sachen Aufnahmepolitik der US-Polizei, wo bislang alle Versuche, mehr Personal aus ethnischen Minderheiten aufzunehmen, gescheitert waren:
But BIT’s North America team helped the police force in Chattanooga, Tennessee, to test various versions of job ads. Those emphasising the challenge of the job or the career benefits attracted many more black and Hispanic applicants than those emphasising the impact of the work on the community or the opportunity to serve.
Eine Aufzählung erfolgreicher Beispiele findet man auch im aktuellen Report des dem US-Familienministerium zugehörigen Office of Planning, Research and Evaluation: Untersucht wurde die Wirkung von Nudging, wenn es darum geht, die Bevölkerung zu mehr Energiesparen anzuregen:
Overall, the project’s findings demonstrated that applying behavioral insights to challenges facing human services programs can improve program efficiency, operations, and outcomes at a relatively low cost.
Schlussendlich liegt die Entscheidung, welche Form von Nudging am ehesten Sinn ergibt, in den Händen der politisch Verantwortlichen, so der “Economist”. Denn im Trial and Error-Ansatz dieser Methode liegt schon beinahe die Lösung:
It has nudged policymakers towards a new way of thinking about policy that involves trial and error, and step-by-step improvement. The theories of behavioural science can only suggest which nudges to try; it is for policymakers to find out which ones work.
Quellen: