In den vergangenen 20 Jahren wurden makroökonomische Modelle immer wieder um Erkenntnisse der Verhaltensökonomie erweitert. Aus gutem Grund: Viele Modelle, die auf der perfekten Welt des Homo Oeconomicus basieren, sind von der Realität weit entfernt. Psychologen und experimentelle Ökonomen konnten mittlerweile eine Reihe systematischer Abweichungen zwischen Entscheidungen „echter“ Menschen und denen idealtypischen rational agierenden Modell-Agenten dokumentieren.
Doch gerade der Fokus auf das Verhalten des Individuums führt auch immer wieder zur Ansicht, dass Behavioral Economics zwar vieles erklären, aber bei makroökonomischen Fragen an ihre Grenzen stossen.
In einem Paper der US-Notenbank (John C. Driscoll and Steinar Holden, Behavioral Economics and Macroeconomic Models, Journal of Macroeconomics, 2014) wurde nun anhand eines New Keyenesian-Modells überprüft, wie verhaltensökonomische Ansätze makroökonomische Modelle bereichern können. Das Fazit daraus:
- Die Evidenz der Forschung von kognitiven Psychologen und Verhaltensökonomen dokumentiere nachdrücklich zahlreiche Abweichungen von der Theorie des Homo Oeconomicus. Diese Erkenntnisse können helfen, makroökonomische Modelle zu verbessern.
- Am fruchtbarsten war ist Verhaltensökomie bisher bei der Erforschung von Konsumverhalten im Zusammenspiel von kurzfristigen Kompromissen und langfristigen Entscheidungen, etwa beim Sparen.
- Ebenfalls hat sie geholfen, die Zusammenhänge und die Rollen von Informationsassymmetrien und die Bildung von Blasen besser zu erklären.
- Und auch die Rolle von Fairness-Präferenzen wird von den Autoren aus wegweisend eingeschätzt.
Gleichzeitig warnen die Autoren aber davor, Behavioral Economics als Allheilmittel für die Schwächen makroökonomischer Modelle anzusehen:
[…], it is difficult to distinguish between behavioral and more “rational” explanations. For example, irrational investment decisions might be explained by irrational behavior among the investors, but it might also be a consequence of a inappropriate remuneration scheme for agents investing on behalf of others (see e.g. Rajan, 2005). […] There is risk that behavioral features in simple models might in fact capture inertia in data that in reality reflects other mechanisms. Regrettably, we are still far away from knowing which approaches and assumptions are most appropriate (see Caballero, 2010, for a related view). Thus, there is need for more research to guide the choice of specification.