Voreingenommenheit verändert systematisch unsere Entscheidungen

Eine Studie zeigt, dass unser Gehirn visuelle Reize schneller verarbeitet, sobald es von einer bestimmten Option voreingenommen ist. Das hilft bei der Entscheidungsfindung, wenn wir vor mehreren Optionen stehen.

Voreingenommenheit verändert systematisch unsere Entscheidungen

Soll ein neues Auto gekauft werden oder nicht? Für Entscheidungen wie diese brauchen wir in der Regel ein wenig länger. Informationen müssen gesammelt, die persönlichen Finanzen überprüft werden, und einige weitere Faktoren spielen ebenfalls eine gewichtige Rolle. Die allgemeine Wirtschaftslage beispielsweise.

Ein deutsches Forscherteam führte ein Experiment zum Thema Entscheidungsfindung durch, für das 16 junge Probanden vor Screens gesetzt wurden und ins Bildschirmrauschen starrten. Sobald dort ein Rechteck auftauchte, mussten sie einen Knopf drücken. Im Rahmen der ersten Versuchsbedingung wurden die Teilnehmenden bestraft, falls sie das Rechteck übersehen hatten. In einer weiteren Versuchsbedingung gab es eine Strafe, wenn die Probanden schon drückten, obwohl noch gar kein Rechteck zu sehen war.

Diese Massnahmen führten bei den Beteiligten zu verschiedenen Voreinstellungen: Bei der ersten Versuchsvariante war die Bereitschaft höher, den Knopf zu drücken, bei der zweiten war die Zurückhaltung grösser.

Empfindliche Sehrinde

Statistische Analysen und die Daten aus den parallel durchgeführten EEG-Messungen wiesen nach, dass im ersten Fall die Sehrinde und damit der für die Verarbeitung visueller Reize verantwortliche Teil des Gehirns empfindlicher reagierte. Das konnte bei der zweiten Versuchsbedingung nicht beobachtet werden.

Bei der Entscheidungsfindung reagiert das Gehirn also sprichwörtlich empfindlich, sobald ein Kauf positive Folgeerscheinungen nach sich zu ziehen schien, so Studienleiter Niels Kloosterman:

Wenn durch äußere Umstände eine bestimmte Entscheidung mehr Vorteile verspricht, verändert sich die Erregbarkeit unseres Gehirns. Für unsere Proband*innen reichte der kleinste Hinweis für ein Rechteck, um den Knopf zu drücken.

Im Falle eines Autokaufs hiesse dies zum Beispiel, dass bei guter wirtschaftlicher Lage unsere Sinne Hinweise für die Option, ein Auto zu kaufen, schneller wahrnehmen und somit schneller ansammeln, als Hinweise dagegen.

Quelle: Artur Krutsch, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, Entscheidungsfindung: Voreingenommenheit verändert unsere Sinneswahrnehmung, idw-online.de, 4.3.2019