Der Mensch, das haben wir auf unseren Seiten schon oft erwähnt, ist kein rationales Wesen. Ganz im Gegenteil, er entscheidet sehr oft irrational. Doch gleichzeitig wissen wir aus vielen wissenschaftlichen Laborexperimenten, dass sich hinter all diesen Irrationalitäten auch Muster verbergen.
Wer diese Muster erkennt, kann die Erkenntnisse der Verhaltensökonomie in die Praxis übersetzen und damit grosse Erfolge erzielen – egal, ob es sich um Incentivierungs- und Anreizsystem handelt oder darum, wie Menschen eher zu Organspendern werden.
Im “Journal of Economic Psychology” ist ein Artikel der Ökonomen Gary E. Bolton und Axel Ockenfels erschienen, der sich damit befasst, wie sich die in Labors gewonnenen Erkenntnisse in der Welt anwenden lassen. Sie prägen darin den Begriff “Behavioral Economic Engineering”. Die Verhaltensökonomie, so die Autoren sinngemäss, liesse sich auch als Ingenieurswissenschaft begreifen. Zuerst werde geforscht und getestet – und dann werden die Massnahmen in der Praxis umgesetzt.
Bolton und Ockenfels gehören der Forschergruppe „Design and Behavior – Economic Engineering of Firms and Markets“ an der Universität zu Köln an. Während Ökonomen bisher vornehmlich versuchten, Märkte und Firmen besser zu verstehen, verfolgt die Forschergruppe den umgekehrten Ansatz. Sie fragt, wie Marktregeln und Anreizsysteme aussehen müssen, damit das Verhalten der Akteure im Einklang mit den verfolgten Zielen steht. Dafür gehen die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler neue Wege. Insbesondere berücksichtigen sie bei der Entwicklung robuster Anreizmechanismen die Ergebnisse moderner ökonomischer und psychologischer Verhaltensforschung. Zu den Forschungsbereichen gehören unter anderem Reputations- und Anreizmechanismen in Finanz- und Internetmärkten, innerbetriebliche Entlohnungssysteme, Einkaufsauktionen und Supply Chain Netzwerke.