Kann man einen Zusammenhang zwischen Religion und Schattenwirtschaft herstellen? Friedrich Schneider und Katharina Linsbauer von der Universität Linz sowie Friedrich Heinemann (Universität Heidelberg) tun es in ihrem neuesten Paper.
Religion wird von der Wissenschaft immer stärker als Einflussfaktor beim ökonomischen Verhalten anerkannt – immerhin formt sie auch soziale Normen. Schneider et al. untersuchten nun mittels quantitativer Testverfahren die möglichen Zusammenhänge von Religion und Schattenwirtschaft.
Sie zeigen deutlich, dass nicht nur harte Faktoren wie etwa eine hohe Steuerlast und strenge Regulierungen Bürger in die Schattenwirtschaft driften lassen, sondern auch „weiche“ Faktoren wie von Religiosität geprägte Moralvorstellungen ihren Teil beitragen:
Given that religions are important suppliers of ethical norms, the analysis of religion’s possible impact on the shadow economy promises a better understanding of international variance.
Protestanten zahlen pünktlicher
Folgende Hypothesen konnten von den Autoren bestätigt werden:
- Der Grad der Religiosität beeinflusst die Steuermoral: In Gesellschaften mit gläubigeren Einwohnern ist die Schattenwirtschaft deutlicher ausgeprägt.
- Für Protestanten ist das Einhalten der Steuergesetze ziemlich selbstverständlich, für Anhänger der christlich-orthodoxen Kirche tendenziell weniger.
- Ein Naheverhältnis zwischen Kirche und Staat kann der Steuermoral gut tun, da die natürliche kirchliche Autorität die Zahlungen an den säkularen Partner zu fördern scheint. Vor allem in islamisch geprägten Staaten ist der Schwarzmarkt vergleichsweise gering ausgeprägt.
In Entwicklungsländern könnten Religion und Regierung dementsprechend stärkere Allianzen bilden, so die Autoren:
Mobilizing sufficient resources for public infrastructure is one of the key challenges for developing countries. Our findings suggest that religions can be a partner for the secular government to achieve the normative backing for and acceptance of taxation. At least in this respect, a strong role for religion is no obstacle for economic development.
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